KGKK: ANTIBIOTIKA – Die Waffen werden stumpf

Kärnten -
Die Kärntner GKK und die Ärztekammer für Kärnten warnen davor, dass Antibiotika durch falschen oder übermäßigen Einsatz ihre Wirkung verlieren könnten. Neue Folder für Patienten und Ärzte können hier unterstützen.

OÄ Dr.in Agnes WECHSLER-FÖRDÖS, Antibiotic Stewardship Beratung, vormals Rudolfstiftung Wien, Dr. Ulrich RADDA, Leitender Arzt der Kärntner Gebietskrankenkasse, Dr.in Maria KORAK-LEITER, 1. Kurienobmann Stellvertreterin - Ärztekammer Kärnten, Dkfm. Maximilian MIGGITSCH, Direktor der Kärntner Gebietskrankenkasse, OA Dr. Ulrich ZERLAUTH, Fachexperte Klinikum Klagenfurt a. W.

Antibiotika haben unzähligen Menschen das Leben gerettet und oft genug auch schwerwiegende Komplikationen verhindert. Heutzutage ist die Medizin jedoch im Begriff, eine ihrer größten Waffen gegen schwerwiegende Erkrankungen aus der Hand zu geben: Antibiotika verlieren immer mehr ihre lebensrettende Wirkung, da Bakterien durch falschen oder übermäßigen Antibiotika-Einsatz die Gelegenheit haben, sich an sie zu gewöhnen. Die Folgen reichen von unerwartet auftretenden Behandlungsproblemen bei bakteriellen Infektionen durch Antibiotika-Resistenzen bis hin zur steigenden Gefahr des Ausbruchs einer unbeherrschbaren Seuche.

Neuer Patienten- und Ärztefolder

„Um diesen Entwicklungen entgegen zu wirken, haben die Kärntner Gebietskrankenkasse und die Ärztekammer für Kärnten eine gemeinsame Kampagne für eine stärkere Bewusstseinsbildung bei PatientInnen und ÄrztInnen ins Leben gerufen“, erklärt KGKK-Direktor Dkfm. Maximilian Miggitsch und fährt fort „Alle Empfehlungen betreffend Infektionen, Antibiotika, Hausmittel und Hygiene haben Ärztekammer und KGKK in einem Folder für Patienten übersichtlich zusammengefasst – dieser wird den Patienten vom Arzt des Vertrauens im Bedarfsfall überreicht.“ Um auch die praktisch tätigen Ärzte zu unterstützen, wurde bereits 2015 und 2017 von der GKK und der Ärztekammer gemeinsam mit namhaften Fachexperten der Folder: „Antibiotika – Orale Therapieoptionen” erarbeitet, der eine rasche Hilfestellung zur Auswahl geeigneter Substanzen geben soll. „Aufgrund des großen Interesses von Seiten der Ärzteschaft war es auch ein Anliegen der KGKK, eine, auf neuesten Studienerkenntnissen basierende Überarbeitung des Arbeitsbehelfes für 2020, aufzulegen“, berichtet Dr. Ulrich Radda, Leitender Arzt der Kärntner Gebietskrankenkasse.

Antibiotika wirken nicht gegen Viren

„Gerade in den Wintermonaten, Zeit der Atemwegsinfekte, die zu einem Großteil viral bedingt sind, kommt es zu einer massiven Steigerung von Antibiotika-Verschreibungen. Nur 20% der österreichischen Bevölkerung wissen, dass Antibiotika Viren NICHT abtöten“, erklärt Dr. Ulrich Zerlauth, Fachexperte aus dem Klinikum Klagenfurt am Wörthersee.

Der richtige Umgang mit Antibiotika

„Die Antibiotikaresistenz nimmt immer mehr zu. Einerseits durch den unkritischen Gebrauch der Antibiotika, andererseits nimmt man es über Fleischkonsum zu sich, da Antibiotika im Tierfutter zum Einsatz kommen. Wenn Antibiotika tatsächlich nötig sind, darf man sie nicht zu früh absetzen. Dann werden die Bakterien nicht abgetötet. Man erreicht nur, dass sie sich an dieses Antibiotikum gewöhnen”, so Dr. Maria Korak-Leiter, Kurienobmann Stellvertreterin der niedergelassenen Ärzte und Obfrau der Ärztekammer Kärnten. „Daher ist es für die PatientInnen wichtig, wenn bei bakteriellen Infektionen Antibiotika verordnet werden müssen, die Anweisungen ihrer Ärztin/ ihres Arztes genau zu befolgen und auf keinen Fall selbst die Dosis zu verändern. Denn durch einen falschen Umgang können sich Resistenzen bilden und die Antibiotika wirken nicht mehr“, ergänzt Dr. Agnes Wechsler-Fördös, Fachexpertin von der Antibiotic Stewardship Beratung, vormals Rudolfstiftung Wien.

Hygiene schützt vor Infektionen

Einfache hygienische Maßnahmen werden vielfach unterschätzt. Was jeder von uns tun kann, um Infektionen zu vermeiden, ist auf Hygiene zu achten: Mehrmals am Tag die Hände zu waschen, tägliches mehrmaliges Lüften, oder die Verwendung von Einmaltaschentüchern. Man sollte auch nicht in die Hand husten oder niesen, sondern in die Armbeuge.