Geschichtsverein: Preise für Maturaarbeiten zu Gailtaler Kirchtagen und Kärntner Partisanen

Kärnten -

Selina Schwager und Julia Ferlitsch von der HLW Hermagor forschten zu Gailtaler Kirchtagen, Philipp Sucher vom Klagenfurter Europagymnasium zu den Kärntner Partisanen. Preis wird auch im Schuljahr 2024/25 ausgeschrieben.

Geschichtsvereins-Direktor Wilhelm Wadl zeichnete Julia Ferlitsch, Selina Schwager und Philipp Sucher (v. l. n. r. in der vorderen Reihe) für ihre Maturaarbeiten aus.

Die Preisträgerinnen & Preisträger

Gleich zwei hervorragende Maturaarbeiten wurden heuer mit dem Preis des Geschichtsvereines für Kärnten ausgezeichnet. Selina Schwager aus Micheldorf und Julia Ferlitsch aus Vorderberg haben sich an der HLW Hermagor gemeinsam mit den Gailtaler Kirchtagen im Wandel der Zeit beschäftigt. Beide sind auch selbst begeisterte Trachtenträgerinnen, lieben ihre „Gailtaler Ras“. Zweiter Preisträger ist Philipp Sucher aus Feistritz im Rosental. Er hat für seine vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) am Klagenfurter Europagymnasium über die Kärntner Partisanen geforscht und geschrieben. „Den Preis des Geschichtsvereines gibt es trotz der neuen Regelungen für AHS-Abschlussarbeiten selbstverständlich auch im Schuljahr 2024/25 wieder. Wir nehmen nicht nur Texte, sondern jedes Medienformat an, das sich mit Kärntner Geschichte befasst und mit einem ‚Sehr gut‘ bewertet wurde“, erklärt Geschichtsvereins-Direktor Wilhelm Wadl. Weiter eingereicht werden können auch sehr gute BHS-Diplomarbeiten, für die es bekanntlich seitens des Bildungsministeriums keine Änderungen gegeben hat. Zu gewinnen gibt es 300 Euro und eine dreijährige Gratismitgliedschaft beim Geschichtsverein.

,,Kern der Bräuche wurde nie verändert”

Selina Schwager und Julia Ferlitsch haben für ihre VWA mehrere Menschen aus dem Tal, junge und alte, interviewt. „Das Ergebnis war, dass Brauchtum noch zeitgemäß ist und es auch der jüngeren Generation sehr wichtig ist, es aufrechtzuerhalten und weiterzugeben“, erzählen die beiden. Kern der Kirchtage im Gailtal ist das Kufenstechen, ein Reiterbrauch, bei dem mit Eisenkeulen auf ein Holzfass eingeschlagen wird. Wichtig ist auch der Lindentanz, den der Sieger des Kufenstechens mit seinem „Dirndl“ eröffnen darf. „Der Kern dieser Bräuche wurde nie verändert, doch kleine Adaptionen fanden in jeder Burschenschaft statt“, so Schwager und Ferlitsch. Die Burschenschaft ist jener Verein im Dorf, der das Kufenstechen ausrichtet. Ferlitsch ist Mitglied bei der Burschenschaft Vorderberg und Schwager gehört dem Kulturverein Micheldorf an. Beide durften auch schon einmal den Lindentanz eröffnen, wie sie stolz berichten. In ihrer VWA haben die beiden die Kirchtage in Hohenthurn, Micheldorf, Egg und Vorderberg miteinander verglichen. Außerdem gehen sie auf die Geschichte der Sauren Kirchtagssuppe und der Gailtaler Tracht ein. Letztere war Herrscherin Maria Theresia ein Dorn im Auge. Sie verbot im 18. Jahrhundert den Gailtaler Frauen das Tragen der ihrer Meinung nach viel zu kurzen Röcke, wie die beiden jungen Forscherinnen in ihrer Arbeit schreiben. Ferlitsch hat nach der Matura ein Lehramtsstudium in Klagenfurt begonnen, Schwager absolviert ein Studium zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin in Lienz.

Julia am Vorderberger Kirchtag.
@Tamara Jarnig
Selina am Micheldorfer Kirchtag.
@Tamara Jarnig

Objektive Auseinandersetzung 

Philipp Sucher wurde durch Gespräche mit seinem verstorbenen Großvater auf sein VWA-Thema über die Kärntner Partisanen aufmerksam. Der Großvater, der auf einem Bergbauernhof am Singerberg lebte, hatte sowohl mit der GESTAPO als auch mit den Partisanen zu tun und hielt trotz dieser Erfahrungen an der Idee eines freien und demokratischen Österreichs fest. Sucher fand bei seiner Recherche heraus, dass viele Bücher zu diesem Thema nicht objektiv sind – sie verschweigen Kriegsverbrechen der Partisanen oder verurteilen Widerstandskämpfer pauschal. Sucher möchte andere zu einer objektiven Auseinandersetzung mit der Geschichte anregen und betont, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen. Nach dem Zivildienst plant er ein Studium der Rechtswissenschaften, kann sich jedoch auch ein zusätzliches Geschichtsstudium vorstellen.

Philipp Sucher
(c) Privat