Pionierin der Gendermedizin zu Gast
Ihnen wurde eine besondere Ehre zuteil, denn als eine der ersten Gratulantinnen nahm die Doyenne der Gendermedizin Vera Regitz-Zagrosek, Seniorprofessorin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, an der Veranstaltung teil. An der Charité in Berlin hatte die Herzspezialistin von 2003 bis 2019 die erste und bisher einzige Professur für Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen inne.
Kärnten – Österreichs erste Modellregion für Gendermedizin
Auf Initiative von Gesundheitslandesrätin Beate Prettner ist Kärnten seit dem Jahr 2021 österreichweit erste Modellregion für die Umsetzung von Gendermedizin in der Praxis. Der Diplomlehrgang mit den ersten Absolventinnen und Absolventen, darunter drei Männern, ist Teil eine Maßnahmenpakets, das auf drei Säulen basiert: Ausbildung für ärztliche und Pflegeberufe, Fort- und Weiterbildung sowie Sensibilisierung der Bevölkerung. „Frauen und Männer sind nicht nur in Teilgebieten unterschiedlich krank – sie sind es in allen Bereichen. Auslöser, Symptome oder Krankheitsverläufe unterscheiden sich. Es war mir als Ärztin daher ein Herzensanliegen, dass die Gendermedizin endlich den Platz in der Ausbildung bekommt, der ihr zusteht“, betont Prettner. „Dass wir in Kärnten den Mut hatten, mit einer Modellregion und einem Diplomlehrgang einen Solo-Weg einzuschlagen, zeigt sich heute als absolut richtungsweisend.“
Neuer Diplomlehrgang startet im März 2026
Der nächste Diplomlehrgang mit vier Semestern, zehn Modulen und insgesamt 160 Unterrichtseinheiten startet im März 2026, gefördert wird die Ausbildung wiederum vom Land Kärnten. Im Gegenzug verpflichten sich die Teilnehmenden, das erworbene Wissen in ihrer täglichen Praxis weiterzugeben. Außerdem bietet die Modellregion Fortbildungen und Aufklärung über die 125 „Gesunden Gemeinden“ in Kärnten, über die Kärntner Ärzte- sowie Apothekerkammer, an der FH Kärnten oder in der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege. Prettner: „Ziel ist es, Patientinnen und Patienten in allen medizinischen Bereichen noch besser und gezielter behandeln zu können.“
Klare Worte zur Zukunft der Gendermedizin
Die Doyenne der Gendermedizin Vera Regitz-Zagrosek, Seniorprofessorin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin – machte in ihrem Vortrag deutlich, wie entscheidend geschlechtersensible Medizin für eine bessere Versorgung ist: „Frauen und Männer unterscheiden sich in Krankheitsverläufen, Risikofaktoren und Medikamentenwirkungen. So sind Herz-Kreislauf-, Autoimmun- oder Stoffwechselerkrankungen ebenso wie Schmerz oder psychische Erkrankungen geschlechtsspezifisch geprägt. Schwangerschaft ist zudem ein unterschätzter Risikofaktor. Trotzdem finden diese Unterschiede in Forschung, Leitlinien und Therapie noch immer zu wenig Beachtung – mit der Folge, dass Frauen z. B. häufiger unter Nebenwirkungen von Medikamenten leiden. Auch in klinischen Studien sind sie nach wie vor unterrepräsentiert.“ Mit diesen klaren Worten unterstrich Regitz-Zagrosek, warum Gendermedizin für die Zukunft von Diagnose und Therapie unverzichtbar ist – und gab den ersten Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs eine fundierte Basis für ihre weitere Arbeit.