Sie ist am Nassfeld fest verwurzelt

Nassfeld -

Luise Bergmann erlebte bereits als Kind die ersten spannenden Entwicklungs-Schritte des Skigebietes Nassfeld.


In der gemütlich warmen und sonnendurchfluteten Stube ihres Almhauses direkt an der Skipiste erinnert sich die überaus sportliche Seniorin Luise Bergmann (70) im Gespräch mit dem Gailtal Journal an ihre Jugend-Jahre. „Als gerade mal 10-jähriges Mädchen war ich Anfang der 1960er-Jahre keineswegs erfreut über die Tatsache, an jedem Wochenende mit den Eltern und meiner Zwillings-Schwester Irmi aufs Nassfeld fahren zu müssen. Mit Freundinnen zu Hause in Hermagor ins Kino zu gehen, hätte uns damals viel besser gefallen. Doch unsere Wünsche wurden leider nicht erhört; da gab’s keine Diskussionen. Grund war der zu dieser Zeit angelaufene Hausbau am Nassfeld. Später haben wir natürlich Schritt für Schritt erkannt, wie klug und vorausschauend wertvoll damals die Vision unseres Vaters Norbert war, ein eigenes Häuserl auf der Alm zu bauen.“

Das Bergmann-Haus ist eines der ersten privaten Alm-Häuser am Nassfeld

Visionäre und Pioniere

Im Gailtal war die erste positive Aufbruchstimmung nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu spüren, als sich ab etwa Ende der 1950er-Jahre bzw. Anfang der 1960er-Jahre eine Handvoll engagierter heimischer Unternehmer mit Weitblick daran machten, am Nassfeld die ersten zaghaften Symptome des aufkeimenden Winter-Tourismus realistisch zu deuten und durch entsprechende bauliche Maßnahmen wie Skilifte und Hotels Schritt für Schritt weiter zu entwickeln. Namen wie Hans Jenul, Paul Herzog, Fritz Sölle oder „Nassfeldkaiser“ Arnold Pucher zählen längst zu den anerkannten Pionieren und Legenden des inzwischen größten Skigebietes Kärntens.

Privatinitiative

Motiviert durch die gesetzten Schritte der genannten Winter-Pioniere überlegten bald auch andere Talbewohner, die erkennbare positive Entwicklung des Skigebietes an der Staatsgrenze für sich zu nutzen. Einer der ersten, die sich zum Ziel setzten, für sich und seine Familie ein privates „Almhäuserl“ am Nassfeld zu bauen, war der überaus naturverbundene Hermagorer Schuhhändler Norbert Bergmann. Im Zuge seiner vielen Langstrecken-Wanderungen in diesem Gebiet war für Bergmann ab 1960 auch schon klar, wo sein „Berghaus“ entstehen soll. Am ausgewählten Platzerl, ca 200 m2 groß, in sonniger Lage, zwischen dem Treßdorfer Almweg und dem heutigen Schlosserweg, gibt’s sogar auch eine Wasserquelle, die ganzjährig fließt. Bergmanns Bemühungen um einen Pachtvertrag mit der Nachbarschaft Treßdorf waren 1961 positiv abgeschlossen, sodass es im Jahr darauf an die bauliche Umsetzung gehen konnte. Eine ganz simpel aus Hölzern selbst gebaute Seilbahn war für Bergmann die einzig vernünftige Lösung, das Baumaterial vor Ort zu bringen. Jedenfalls war mit der Fertigstellung des Alm-Hauses ein markanter Schritt im Leben der Familie Bergmann gesetzt. In den anschließenden Jahren wurden am und im Haus schrittweise laufend diverse Qualitäts-Verbesserungen in Form von Strom, Wasser und Raumheizung usw. umgesetzt, sodass die Wohn-Annehmlichkeiten bald mit denen im Stammhaus in Hermagor vergleichbar waren.

Seit knapp 60 Jahren ein kleines Familien-Paradies, direkt an der Trögl-Abfahrt

Hauptwohnsitz Nassfeld

Luise Bergmann verbrachte ihre Alltags- und Berufsjahre als Bürokauffrau hauptsächlich im Klagenfurter Raum. Seit dem Jahre 1996 ist sie Eigentümerin der Alm-Immobilie auf über 1.500 m Seehöhe, die sie inzwischen bereits längst zu ihrem Hauptwohnsitz erklärt hat und seit 2011 dort ganzjährig lebt. Regelmäßige Besucher sind Tochter Claudia, Sohn Gernot und Enkel Julian, die das Nassfeld-Almhaus genau so schätzen wie sie. „Vom Küchentisch aus beginnt für mich jeder Tag mit einem freundlichen Blick auf den gegenüberliegenden Gartnerkofel, direkt vor meiner Haustüre führt die im Jahre 1985 erbaute Trögl-Abfahrt vorbei, und erfreulicherweise erlaubt es mir meine Gesundheit noch, während jeder Winter-Saison etwa 100 wunderbare Ski-Tage zu erleben. Und auch während der Sommer- und Herbst-Zeit nutze ich jeden Schönwetter-Tag für ausgedehnte Wanderungen und Gipfeltouren. Genau so wie es mir unsere Eltern seinerzeit stets vorgelebt haben. Lebensfreude und Demut in mir geben mir täglich die Motivation, noch möglichst lange so weiterzumachen.“