Lange blonde Haare, Schnauzbart, farbenfrohe Sportklamotten und das obligatorische, meist knallbunte Stirnband um den Kopf drapiert – so kennen viele den schlaksigen, großgewachsenen Bergfex Erich Glantschnig. In unserem Tal gibt es kaum einen Berg, auf dem er noch nicht war. Die Anzahl der erklommenen Berggipfeln liegt im mehrfach vierstelligen Bereich. Seit 2006 ist der 65-Jährige Bergwanderführer. Glantschnig darf sich in Kärnten Pionier dieser „Zunft“ nennen. Als ältester in der Riege der acht Kandidaten trat er bei der Prüfung als Erstgereihter an. „Früher habe ich Container disponiert, heute disponiere ich Urlauber“, sagt der gelernte Spediteur, zwinkert mir schelmisch zu und meint: „In den Bergen werden die Menschen demütig.“
Im Alter immer besser
Wer glaubt, dass der Gailtaler mit fortschreitenden Lenzen die Sache nun ruhiger angehen will, der irrt. „Sicher, ab einem gewissen Alter fängt es da und dort zu zwacken an. Aber das ignoriere ich“, sagt er energisch. In so einem Fall schlüpft der Hüne in seine Wanderbekleidung und düst schnell mal nach St. Steben rauf und retour, „und alle Wehwehchen sind wie weggeblasen“, weiß er aus Erfahrung. Nicht umsonst beschreibt der Witteniger Steben als „einen Seelenweg, einen Wiederherstellungsweg“. Routine und Eintönigkeit liegen ihm gar nicht. „Vor rund drei Jahren habe ich mir vorgenommen, dass ich ab jetzt auf keinen Berg gehe, den ich schon mal gemacht habe“. So kam es, dass der Gailtaler Bergfreund erstmals die Schönheiten der slowenischen und italienischen Bergwelt entdeckt hat. Vor allem die Karnischen Voralpen, die Gebirgsgegend um Gemona, Venzone und Sappada haben es ihm angetan. „Dort gibt es unglaublich steile, schroffe Berge und irrsinnig schöne Buchenwälder. Das mediterrane Klima ermöglicht Touren im Winter und im Frühjahr und am endlosen Horizont lässt sich schon das Meer erahnen“, schwärmt Glantschnig, der seit 45 Jahren keine Wanderung ohne seine Stecken unternimmt. „Das entlastet die Knie“, weiß er.
Gastfreundschaft erlebt
Beim Aufbruch in die Friulanischen Berge ist es nicht jedes Mal zu einer Tour gekommen. So ist Erich auf der Hinfahrt schon mal in einem gottverlassenen verschlafenen Dörfchen, das plötzlich aufgetaucht ist, hängengeblieben weil er auf Dorfbewohner traf und ins Plaudern kam. Verständigt hat man sich mittels Sprachwirrwarr aus Friulanisch, Deutsch und Slowenisch. „Als dann noch Spaghetti und Wein aufgetischt wurden, war mein Vorhaben nicht mehr so wichtig. Bei solchen Zusammentreffen erfährt man von den Ortsansässigen vieles aus der Geschichte dieser Region“, so Glantschnig.
Umweltschonendes Bergsteigen
Die Kombination Rad-Berg ist mit dem Kauf eines orange-schwarzen E-Bikes in Erichs Leben getreten. „Ich lasse das Auto stehen und fahre jetzt oft mit dem Rad bis einige Meter zum Fuße des Berges, dann geht`s rauf zum Gipfel.“ Bei längeren Märschen, die oft bis zu acht Stunden dauern, wird das E-Bike in einem Gasthaus aufgeladen.
Einen besonderen Bezug hat Glantschnig zu Gipfelkreuzen. „Es zu erreichen und zu berühren ist für mich wie ein Ziel. Dann blicke ich zum Herrgott hinauf und sage: ´Servus Chef. Hilf mir, dass ich wieder gut hinunter komme´. Finde ich mal kein Gipfelkreuz vor, bin ich richtig enttäuscht. Dann improvisiere ich und baue mein eigenes.“ Typisch Erich eben. Eine Marotte lässt sich der drahtige Bergfan nicht nehmen: „Ich steige gerne auf eine Bergzacke und stelle mich auf einen Fuß. So teste ich meine Koordination. Solange ich das noch kann, passt alles“, sagt er, nimmt einen Wanderführer zur Hand und plant schon die nächste Tour.