Fährt bald wieder ein Zug nach Kötschach?

Hermagor/Kötschach -

In der Arbeiterkammer Hermagor wurden im November Pläne und Visionen über eine zukunftstaugliche, mögliche Nachnutzung der Bahn von Hermagor bis Kötschach gewälzt.


Eingeladen hat die Gailtalbahn Betriebs GmbH und die Österr. Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (ÖVG). Seit gut fünf Jahren fahren auf obiger Strecke keine ÖBB-Züge mehr. Nach der Einstellung des Personenverkehrs formierte sich der Verein „Gailtalbahn“ und dieser setzt sich seither für den Erhalt und die Nachnutzung ein.

Verdoppelung der Fahrgäste

So wurde nebenbei mit Unterstützung der Gemeinden und dem Land Kärnten ein Fahrrad-Draisinenbetrieb der Gailtal Draisine als touristisches Standbein aufgebaut. „Heuer verlief unsere zweite Saison mit ca. 2000 Fahrgästen sehr erfolgreich. Im Vergleich zum Vorjahr fast eine Verdoppelung“, so Obmann Andreas Mühlsteiger vom Verein „Gailtalbahn“. Es konnte laut Mühlsteiger in den letzten Jahren die Genehmigung der Strecke als Anschlussbahn mit beschränkt öffentlichem Verkehr erwirkt werden. Mühlsteiger: „Hierzu haben wie alle notwendigen Bescheide erhalten und Vereinbarungen mit der ÖBB abgeschlossen. Damit ist die Strecke als vollwertige Eisenbahn erhalten geblieben und es können jederzeit Zugfahrten zum Zweck als touristische Sonderfahrten und als Güterverkehr stattfinden.”

Ausbau Draisinenbetrieb und Sonderzug

Als Nächstes ist geplant, den Draisinenbetrieb weiter auszubauen und auch weitere anzuschaffen. Es gibt aber auch weitere Möglichkeiten, wie anlässlich der ÖVG-Veranstaltung präsentiert, diese Infrastruktur sinnvoll zu nutzen. Zum einen kann Sonderverkehr auf dieser Strecke durchgeführt werden. Zum Beispiel Nostalgiefahrten, Radlerzüge, Veranstaltungs- oder Erlebnisfahrten. Ideen für das nächste Jahr gibt es auch für einen Sonderzug. Mühlsteiger: „Dies hängt jedoch noch von der Coronasituation ab. Wenn von der heimischen Wirtschaft und Politik gewünscht, ist auch ein Güterverkehr auf der Strecke möglich. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Strecke für Forschung und Entwicklung im Eisenbahn- bzw. Mobilitätsbereich als Teststrecke zu nutzen. Hier gibt es schon Anfragen von Unternehmen“.

v.l.: Mag. Andreas Michor (WK), StR Mag. Karl Tillian, Bgm. Johannes Lenzhofer, Wilfried Klauss, DI Martin Novak, Obmann Andreas Mühlsteiger, Bgm. Markus Salcher und Gerald Zwittnig (ÖVG)

Akku Triebwagenzüge

Für Wilfried Klauss von der AAE Naturstrom rückt die Bahn durch zunehmenden Verkehr und einem geänderten Mobilitätsverhalten wieder in den Mittelpunkt. „Dies auch hinsichtlich der Klimastrategien, die vielerorts zu einer Renaissance und Revitalisierung von Nebenbahnen führt. Moderne elektrisch betriebene Akku-Triebwagenzüge mit Touristik-Panoramaabteilungen und Arbeitspendlerabteil modernst digital ausgestattet, benötigen keine Betonmasten mehr mit Oberleitungsgehänge und sind wirtschaftlicher mit regionalem Ökostrom betreibbar. Besonders die obere Gailtalstrecke, in deren Gleisnähe sich inzwischen mehrere neu entstandene Gewerbeparks, Tourismus-, Ausflugs- und Freizeitsport Lokationen reihen, ließe sich eine Art Erlebnis- und Gewerbe-Regionalbahn, ähnlich wie in Südtirol schon gelungen, erschaffen.

Immerhin hat diese 32 km lange Region über 1 Mio. Gästenächtigungen und viele Naturschönheiten zu bieten. Da inzwischen die Kombination E-Bahn plus E-Bike das Warten auf Taxi oder Anschluss vor Ort unnotwendig machen, ist man neuerdings durchgehend e-mobil. Zusätzlich werden auch die E-Ladetechnik für E-Akku-Bahnen in Kötschach (Firma EnerCharge) schon erzeugt. Die neuen Klimafit-Fördertöpfe sehen Hilfen für die Revitalisierungen vor. Verödete Bahngleise und Bahnhöfe mitten in den Ortschaften wären ja ohnehin keine Lösung für die Zukunft“.

Manfred Ebner hat sich eingesetzt, dass die Strecke beim Land bleibt

Bereits 2015 eingesetzt

Manfred Ebner hat sich als ehemaliger Landtagsabgeordneter bereits 2015 eingesetzt, dass die Strecke als wichtiges „Infrastrukturband“ in öffentlicher Hand, also beim Land Kärnten bleibt und nicht zum Verkauf (wie andere Abschnitte) ausgeschrieben wurde. Glücklicherweise haben engagierte junge, ehrenamtliche agierende Männer mit Andreas Mühlsteiger an der Spitze einen Verein gegründet. Dank einer Startfinanzierung des Landes und der Gemeinde konnte mit den Draisinen ein touristisches Konzept aufgestellt werden, das in Süd- und Westösterreich einzigartig ist.

Enkeltaugliches Projekt

In Traisen-Gölsental (NÖ) wurde ein ähnliches Vorhaben bereits umgesetzt. „Entscheidend sei aber der starke Wunsch der Wirtschaft und eine langfristige Planung und finanzielle Absicherung”, so Mag. Roland Beck (Geschäftsführer Traisen-Gölsental). Solch ein Projekt ist laut DI Martin Novak (GF der Prosoft Süd Consulting) auch „enkeltauglich“. Er hat mit Schülern zu klimaneutraler Mobilität im Gailtal schon gearbeitet. Die Jugend sei sehr Bahn orientiert, nütze die Angebote gerne auch für Freizeit & Sport. Der Anschluss an das Nassfeld sei hier ein Thema, genauso wie das Mitnehmen von Fahrrädern, um ohne Auto mobil zu sein.

Kosten für Gemeinden

„Bei all diesen Nachnutzungsplänen würden aber auch Kosten für die Gemeinden zukommen”, meint Bgm. Johannes Lenzhofer und meint damit die Bahnübergänge. Sie müssten wie auf der Strecke Arnoldstein-Hermagor auf den Stand gebracht werden.