Drop-out-Quoten im Bereich Informatik erschreckend hoch
Generell sind die Drop-out-Quoten an Österreichs Hochschulen im Bereich Informatik erschreckend hoch. „Wir müssen die Drop-out-Quoten senken. 40 Prozent der Studierenden brechen das IKT-Bachelorstudium ab und gehen damit der Branche verloren“, mahnt Martin Zandonella, Obmann der WK-Sparte Information und Consulting. „Die tertiäre Ausbildung im IKT-Bereich muss umgestaltet werden, damit die Abbruch-Quoten sinken.“ Tatsächlich würde schon eine Senkung um zehn Prozent österreichweit gut 1.000 weniger Studienabbrecherinnen bzw. -abbrecher bedeuten, die dann der IT-Branche zur Verfügung stünden.
Erstmalig enthält der IKT-Statusreport einen Vergleich von ausgewählten OECD-Staaten. So betrug im Jahr 2020 der Anteil von IKT-Studien im gesamten tertiären Bereich, unter 16 betrachteten Staaten, 4,5 Prozent (im Jahr 2014 waren es 3,8 Prozent). Diese Anteile reichen von 1,9 Prozent in der Türkei bis zu 8,1 Prozent in Israel, 9,9 Prozent in Finnland und 10,1 Prozent in Estland. Österreich liegt mit 5,4 Prozent im Mittelfeld. „Diese Zahlen zeigen die Herausforderungen, vor denen wir stehen, um zu den IT-Spitzenreitern aufzuschließen”, sagt Studienleiter Norbert Wohlgemuth vom Kärntner Institut für Höhere Studien (KIHS).
Fachkräftemangel und geringe Anzahl an Studierenden
Verschärft wird der Fachkräftemangel zusätzlich durch die geringe Anzahl an Studierenden in den IKT-Fächern: Die dringend gebrauchten IKT-Studien machen an den Universitäten nur rund sechs Prozent aller Studienplätze aus. Die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt meldete im Wintersemester 21/22 861 belegte IKT-Studienplätze, die Fachhochschule Kärnten 228. Aber von 2015 bis 2020 haben in Summe nur 145 Master in der IKT die Universität verlassen, das sind durchschnittlich 30 Absolventen pro Jahr, an der Fachhochschule schafften im gleichen Zeitraum 49 Studierenden ihren Masterabschluss. Im Durchschnitt bedeutet das zehn Absolventen pro Jahr.
„Anhand dieser Zahlen wird die Lücke deutlich. Die neue Landesregierung ist gefordert, darauf zu reagieren“, fordert Zandonella. Es müssen mehr junge Menschen und vor allem auch Mädchen für den IKT-Bereich begeistert werden.
IT-Lehre oder Duale Akademie
„Eine gute Ausbildung und hohe Qualifikation sind das Grundelement für eine Karriere im IT-Bereich. Genau deswegen ist es an der Zeit, diese zu reformieren und die Drop-out-Quoten zu drücken“, sagt Zandonella. Zusätzlich müssen rasch alternative Wege in die IT gefördert werden, wie andere Einstiegsmöglichkeiten. In Kärnten sind das zum Beispiel eine IT-Lehre oder die Duale Akademie für Maturanten und Studienabbrecher. In Form eines Traineeprogrammes können sie eine Ausbildung in IT-Systemtechnik oder Applikationsentwicklung/Coding absolvieren. Gestartet wird mit der Dualen Akademie im Herbst. Trainees und interessierte Ausbildungsbetriebe können sich direkt bei der Wirtschaftskammer melden.
Für Betriebe und junge Menschen ist das eine neue attraktive Form einer praxisorientierten Ausbildung – ein Gewinn für beide Seiten. Auch Marc Gfrerer, IT-Berufsgruppensprecher der WK-Fachgruppe UBIT, spricht sich für die Duale Akademie und die zeitgemäße Ausbildung in IT-Systemtechnik sowie Applikationsentwicklung aus. „Es gibt spannende neue Berufswege, um in der IT-Branche Fuß zu fassen“, sagt Gfrerer. Die Onlineplattform it.kaernten.at gibt Orientierung über die Angebote und motiviert junge Menschen für eine Karriere in der IT.
Ausbau der informatischen Grundbildung ab der Volksschule
„In der breiten Masse sind die vielfältigen Karrieremöglichkeiten inklusive Jobgarantie in der IT nicht bekannt“, bedauert Gfrerer. Entsprechend brauche es einen Ausbau der informatischen Grundbildung ab der Volksschule, einhergehend mit einer Reform der Berufsberatung in der Sekundarstufe. „Wir setzen schon aktiv Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, aber auch die Politik muss etwas tun“, unterstreicht Gfrerer. Und das auf einer breiten Ebene. Die Ausbildung im Land müsse verstärkt, bereits ausgebildete IT-Spezialisten nach Kärnten geholt und Studierende aus anderen Ländern angesprochen werden.