Preisexplosion betrifft alle
Neben der Coronapandemie ist die Entwicklung der Energiepreise in den vergangenen Monaten zu einem der bestimmenden Themen für die heimische Wirtschaft geworden. Denn ein derart massiver Preisanstieg bei den maßgeblichen Energieträgern, allen voran Erdgas und Strom, sucht in der jüngeren europäischen Geschichte seinesgleichen. „Eine Preisexplosion, die sowohl die Industrie als auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe, aber auch Haushaltskunden massiv trifft“, betont WK-Präsident Jürgen Mandl.
Energiepreise explodieren
Anfang 2021 schwankte der Erdgaspreis noch auf einem vergleichbar niedrigen Preisniveau zwischen 20 und 40 €/MWh, ein paar Monate später lag der Großhandelspreis bei bis zu 170 €/MWh – im Jahresschnitt war eine Vervierfachung zu beobachten. Die weitere Entwicklung lässt sich aktuell schwer abschätzen, nicht zuletzt aufgrund politischer Konflikte wie der Ukraine-Krise. Für die Entwicklung des Strompreises gilt – in abgeschwächter Form – ähnliches. Hier stieg der Preis im vergangenen Jahr für eine Megawattstunde (MWh) Strom im Großhandel innerhalb eines Jahres von ca. 70 Euro auf zeitweise über 200 Euro. „Das ist für unsere wettbewerbsintensive, kleinteilige Wirtschaftsstruktur nicht verkraftbar“, so Mandl, der darüber hinaus auch eine umfassende nachhaltige Energie-Gesamtstrategie einfordert.
83 Prozent sehen Energiepreisentwicklung „höchst problematisch“
Die Preisentwicklung auf dem Energiemarkt hat mittlerweile nicht mehr nur Auswirkungen auf die (energieintensive) Industrie, sondern ist zunehmend zu einem gesamtwirtschaftlichen Problem für den Standort geworden. Das belegt eine aktuelle Umfrage des Energieinstituts der Wirtschaft (EIW) im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich, bei der knapp 1.000 Betriebe quer durch alle Branchen und Regionen befragt wurden. Demnach sehen 83 % den Anstieg der Energiekosten als problematisch oder sogar sehr problematisch – insbesondere auch, weil sie die Preissteigerungen nicht an ihre Kunden weitergeben werden können. Jeder zweite Betrieb verzeichnet im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 Kostensteigerungen bei Gas, bei rund 9 % der Betriebe haben sich die Gas-Kosten sogar zumindest verdoppelt. Für die Versorgung mit Strom geben 72 % Kostensteigerungen an, bei 22 % kam es zur Verdoppelung oder einem noch größeren Anstieg.
Maßnahmenpaket der WK Kärnten gegen die Preisexplosion
- Senkung der Abgaben und Steuern auf Strom und Gas. „Der größte Profiteur der Preisexplosion ist der Staat, da knapp 40 Prozent des Strom-Gesamtpreises auf Steuern und Abgaben entfallen, die jetzt nämlich massiv mitgestiegen sind“, so Mandl. Die WK Kärnten fordert darum eine rückwirkende Deckelung mit 1. Jänner 2022. Konkret betrifft dies die Elektrizitäts- und Erdgasabgabe. Das erhöhte Aufkommen der Umsatzsteuer sollte für die Förderung von Energiesparmaßnamen oder zur Stärkung der Netzsicherheit als Standortfaktor verwendet werden.
- Senkung der Netzkosten auf allen wirtschaftsrelevanten Netzebenen und Einführung österreichweit einheitlicher Netzentgelte. Die Netzentgelte machen über 25 Prozent der Gesamtkosten auf einer österreichischen Stromabrechnung aus. Gerade in Kärnten sind aufgrund der geografischen Struktur in allen wirtschaftsrelevanten Netzebenen die Netzkosten hoch. Eine aktuelle Analyse in den Netzebenen 4 bis 7 hat ergeben, dass die Netztarife 2021 in Kärnten um acht bis 26 Prozent über dem österreichischen Durchschnitt liegen. Draxler: „Hier fordern wir eine bundesweite Durchrechnung, wie sie in anderen Fällen – etwa bei der Maut – üblich ist.“
- Strompreiskompensation und Erhöhung der Energieabgabenvergütung. Im europäischen Vergleich nutzt Österreich das EU-Beihilfenrecht nicht komplett aus. Die EUETS-Richtlinie würde zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit Beihilfen für bestimmte, besonders energieintensive Sektoren erlauben. Darüber hinaus sollte es zu einer Erhöhung der Energieabgabenvergütung kommen.
- Massiver Ausbau von Alternativenergie. Die Nachfrage nach Strom als Energieform wird in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Dies ist begründet durch die E-Mobilität, die Digitalisierung sowie die Substituierung anderer Energieträger. Daher gilt es, mit einem nachhaltigen, erneuerbaren Energiemix diese Produktion deutlich zu steigern, z.B. durch den Ausbau von Windkraft, den verstärkten Einsatz von Photovoltaik, Effizienzmaßnahmen im Wasserkraftbereich, Ausbau der Biomassenutzung etc.