Von Hans Jost
Im Gespräch mit dem Gailtal Journal zieht Bezirkshauptmann Heinz Pansi eine umfassend Bilanz über die Ereignisse der letzten zwei Pandemiejahre. Am Weg zu seinem Büro fällt im Stiegenhaus an der Wand eine unübersehbare Botschaft auf, die zum Nachdenken anregt: „Nichts ist so beständig wie der Wandel” (Heraklit von Ephesos). Vor dem Hintergrund von Schlagwörtern wie Digitalisierung, Globalisierung und Verwaltungszukunft scheint dieses Zitat auch heute noch genauso aktuell zu sein wie vor etwa 2500 Jahren.
Flexibilität
Wie wertvoll konstruktive Flexibilität in Verbindung mit einer gut aufgestellten und erfahrenen dezentralen Struktur ist, haben die vergangenen beiden Jahre klar gezeigt. Pansi: „Um die durch die Pandemie-Maßnahmen stark gewachsene Verwaltungsarbeit ordnungsgemäß zu stemmen, hat es dabei auch Phasen des Schichtarbeitens rund um die Uhr gegeben, um die – meist sehr kurzfristig – eingelangten Verordnungen des Gesundheitsministeriums umzusetzen. Die Tatsache, dass wir rundum katastrophenerprobt sind, war dabei absolut hilfreich. Die Forderung an eine Bundesregierung, die sich Ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen bewusst sein muss: Die Verordnungen und Regelungen müssen in Zukunft rechtzeitig, klar und für die Menschen verständlich formuliert und transportiert werden. Dies, weil die BH gezwungen ist die Bundesvorgaben penibel – erforderlichenfalls auch mit ihrem Wachkörper Polizei – umzusetzen, wenngleich wir vieles anders gemacht hätten!“
Nur negative Pandemieerfahrungen?
Der erfahrene Hermagorer Behördenleiter analysiert beim Interview pragmatisch, was von den bisherigen Pandemieerfahrungen übrig bleibt. „Es sind keineswegs nur Scherben die ich sehe. Wir haben auf allen Ebenen gelernt die Digitalisierung zu leben. Home-Office ist gekommen, um zu bleiben. Digitale Meetings wurden zum täglichen Brot. Zutrittskontrollen und Videoüberwachungen wurden im Dienstbetrieb in ganz Österreich vermehrt zum Einsatz gebracht – was nicht nur positive Aspekte hat. Die Unverzichtbarkeit der Glasfasertechnologie wurde endgültig jedem, wie die Wasserversorgung, Kanalisation oder elektrische Energie, klar. Vieles wäre vor der Pandemie unvorstellbar oder nicht umsetzbar gewesen. Denken wir nur an die vielen temporären Freiheitseinschränkungen, Zutrittskontrollen oder Überwachungsmaßnahmen. „Absolut bedenklich erachte ich aber, dass durch das so lange Fehlen direkter Kontakte auf Augenhöhe negative Charakterzüge wie Vernaderung, Neid, Missgunst und Egoismus gewachsen sind. Der Wunsch der Bevölkerung nach Normalität und nach einem Umgang miteinander „wie früher“ ist daher mehr als verständlich. Und es bleibt zu hoffen, dass uns der Herbst nicht neue Überraschungen bringt.“
Die Zukunft des Staates
In der Zeit der Pandemie-Geschehnisse wurden aber auch Schwächen der staatlichen Strukturen offenbar. Die Ausgewogenheit der Staatsgewalten von Gesetzgebung, Justiz und Verwaltung scheint nicht mehr gegeben zu sein. Der (Bundes)Gesetzgeber und damit die Politik scheint vergessen zu haben, dass sie im Wege von Gesetzesbeschlüssen die Richtung des Staates und damit auch die Verteilung der Aufgaben auf Justiz und Verwaltung festlegen kann. In der öffentlichen Wahrnehmung und wohl auch tatsächlich scheint der Gesetzgeber nicht mehr dem an ihn von der Bevölkerung gestellten Auftrag nachzukommen. Unklare Formulierungen in Gesetzen führen zur Unzufriedenheit in der Bevölkerung und zu Vollzugshandlungen der Staatsorgane die in Ermangelung von Klarheit selbst in Frage gestellt werden. Und genau solch ein Zustand wird in Krisensituationen, wie es eben die Pandemie für den Staat ist, sichtbar! Hier gilt es schleunigst Verantwortungsbewusstsein auf allen Ebenen zu zeigen.
Abwanderung
Ein Sorgenkind des Bezirkes Hermagor ist die Abwanderung. Fachleute sprechen von „Brain Drain“, also das Abwandern hoch qualifizierter Menschen mangels fehlender Job-Möglichkeiten. Auch zu diesem Thema gibt es seitens des Bezirkshauptmannes volle Unterstützung für wirksame Gegenmaßnahmen, Stichwort Betriebsansiedlungen. „Die Wunschliste ist naturgemäß lang, und Luft nach oben gibt es genug. Ich selbst habe mich in den letzten Jahren bemüht mehr qualifizierte Jobs zu schaffen und so ist es mir auch gelungen quasi ein „Verwaltungsstrafkompetenzzentrum“ für ganz Kärnten bei der BH-Hermagor zu schaffen. Zudem bemühen wir uns mit den Bürgermeistern des Bezirkes darum, dass Zukunftsperspektiven nicht nur in den Ballungszentren Platz greifen. In Zeiten wie diesen ist es mehr denn je ein Bohren harter Bretter“.
GailtalMuseum
Herausforderungen gibt es für Bezirkshauptmann Heinz Pansi nicht nur im Öffentlichen Dienst, sondern auch in seiner Funktion als Obmann des Förderungsvereines GailtalMuseum. In seinen Zukunftsüberlegungen „Perspektiven 2050“ sind verschiedene Wünsche nach langfristiger Weiterentwicklung des Museums aufgelistet. „Die verlässliche Entwicklung eines Museums trifft auch die Verantwortung einer Bezirksstadt. Auch sie hat das Museum als Schatzhaus des kulturellen Erbes und als unverzichtbares Bildungsangebot zu sehen. Kulturförderung ist so verstanden keine Subvention, sondern eine Investition in eine lebenswerte Stadt.“ Konkret soll die ursprüngliche Schlossansicht, ohne störende Gebäude im Hinterhof, wieder hergestellt werden. Damit einhergehend die Errichtung eines „Möderndorfer Dorfplatzes“ an der Achse Möderndorfer Kirche – Feuerwehrhaus – Schloss-Ostseite erfolgen. Dazu gehört mittelfristig auch die Errichtung eines einfachen, ebenerdigen und barrierefreien Mehrzweckgebäudes im Bereich der abzutragenden Altbauten. Laut Pansi zeigt sich der Bürgermeister der Stadtgemeinde Hermagor als Eigentümerin des Schlossareals in Möderndorf den Zielsetzungen gegenüber sehr positiv!