Tempo 30 statt 50 halbiert Anhalteweg, bringt weniger Unfälle, rettet Menschenleben

VCÖ: StVO-Novelle tritt am 1. Juli in Kraft – Kärntens Gemeinden und Städte können leichter Tempo 30 umsetzen

Kärnten/Österreich -

Am Montag, dem 1. Juli, tritt die 35. StVO-Novelle in Kraft. Damit wird es Gemeinden und Städten erleichtert, Tempo 30 umzusetzen. Die Mobilitätsorganisation VCÖ begrüßt die StVO-Novelle als wichtigen Schritt für mehr Verkehrssicherheit für die Bevölkerung in den Gemeinden und Städten. In Kärnten passierten zuletzt sechs von zehn Verkehrsunfällen im Ortsgebiet. Vor allem für Kinder und ältere Menschen erhöhen Tempo 30 und Verkehrsberuhigung im Ort die Verkehrssicherheit. Tempo 30 statt 50 halbiert den Anhalteweg, reduziert die Zahl und die Schwere der Unfälle.



Mehr Sicherheit vor Schulen und anderen Schutzbereichen

Gemeinden und Städten können ab 1. Juli einfacher Tempo 30 umsetzen, insbesondere dort, wo besonderes Schutzbedürfnis besteht, beispielsweise im Umfeld von Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Freizeiteinrichtungen oder Seniorenheimen. „In der Vergangenheit scheiterten Gemeinden immer wieder, wenn sie beispielsweise bei einer Schule entlang einer Durchzugsstraße Tempo 30 umsetzen wollten. Es ist für die Sicherheit der Kinder im Speziellen und der Verkehrssicherheit der Bevölkerung im Ort insgesamt erfreulich, dass dies den Gemeinden und Städten nun erleichtert wird“, begrüßt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky die StVO-Novelle. Zudem sind für Schulstraßen künftig nicht mehr die Bezirksverwaltungsbehörden zuständig, sondern die Gemeinden, was ebenfalls die Umsetzung erleichtert und für die Schulwegsicherheit positiv ist.

Verbesserung der Verkehrssicherheit durch kürzere Anhaltewege

20 Kilometer pro Stunde klingen nach wenig, machen aber in der Verkehrssicherheit einen großen Unterschied. Während bei Tempo 30 ein Pkw auf trockener Fahrbahn und normaler Reaktionszeit nach elf Metern steht, hat ein Pkw mit Tempo 50 nach elf Metern noch eine Geschwindigkeit von über 40 km/h, macht der VCÖ aufmerksam. Wird ein Fußgänger mit dieser Geschwindigkeit angefahren, sind schwerste Verletzungen die Folge. Tempo 30 statt 50 halbiert den Anhalteweg, der die Summe von Reaktionsweg und Bremsweg ist. Damit sinkt die Zahl und die Schwere der Unfälle. Das belegen auch die Erfahrungen der Städte, wo großflächig Tempo 30 eingeführt wurde.

Mehr Elterntaxis und weniger aktive Mobilität bei Kindern

Eltern nehmen Straßen, wo 50 km/h gefahren werden darf, als gefährlicher wahr, wodurch Kinder häufiger im Elterntaxi chauffiert werden und seltener zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind. Auch das Überqueren dieser Straßen ist schwieriger, vor allem für ältere Menschen, die Barrierewirkung der Straße ist stärker.

Tempo 30 reduziert Lärmbelastung

Straßen, wo 50 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf, sind für die Anrainerinnen und Anrainer lauter. Ab einer Geschwindigkeit von 30 bis 35 km/h übertönen die Rollgeräusche die Motorgeräusche. Tempo 30 statt 50 wirkt für das menschliche Ohr wie eine Halbierung der Verkehrsmenge. „Straßen im Ortsgebiet sind nicht nur ein Verkehrsweg für den Kfz-Verkehr, entlang der Straßen wohnen auch viele Menschen. Auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner ist entsprechend Rücksicht zu nehmen“, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Erfolgreiche VCÖ-Initiative: Über 280 Gemeinden und Städte unterstützen leichtere Umsetzung von Tempo 30

Der VCÖ hat im Vorjahr eine Initiative für eine leichtere Umsetzung von Tempo 30 gestartet, die vom Österreichischen Städtebund und österreichweit parteiübergreifend von mehr als 280 Gemeinden und Städten, darunter beispielsweise Arnoldstein, Maria Saal, Pörtschach, Velden und Villach unterstützt wurde. Auf die Frage, warum Tempo 30 wichtig ist, sagte beispielsweise die Bürgermeisterin von St. Andrä, Maria Knauder: „Im Stadtkern von St. Andrä befinden sich zwei Volksschulen und zwei Pflegeheime. Es ist uns ein großes Anliegen durch Tempo 30 wesentlich zur Sicherheit von Groß und Klein beizutragen.“  Silvia Häusl-Benz, Bürgermeisterin von Pörtschach am Wörthersee, sagte: „Es geht darum, dass wir uns eine bessere Lebensqualität und Sicherheit in den Ort holen und eine verringerte Fahrgeschwindigkeit ist dabei ein wesentlicher Hebel!“

Mehr Sicherheit, weniger Lärm und bessere Lebensqualität

„Mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet erhöht die Verkehrssicherheit, erleichtert es der Bevölkerung Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, verringert Verkehrslärm und Abgasbelastung und erhöht die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Erfahrungen zeigen zudem, dass Verkehrsberuhigung und Tempo 30 Nahversorgung und Einzelhandel stärken“, fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky zusammen.