Wenn Hans Wurzer auf dem Weg zu seinem früheren Arbeitsplatz – wo er als Fleischhauer tätig war – das Gebäude des Roten Kreuzes passierte, ging ihm stets ein Gedanke durch den Kopf: „Hier möchte ich einmal arbeiten.“ 1974 wurde dieser Wunsch Wirklichkeit. Wurzer fasste sich ein Herz, bewarb sich – und wurde aufgenommen. Die einzige Voraussetzung damals: ein LKW-Führerschein. Die Ausbildung zum staatlich geprüften Rettungssanitäter absolvierte er in Wien. Es folgten 50 bewegte Jahre im Zeichen der Menschlichkeit – 36 davon im Hauptamt, anschließend vier Jahre ehrenamtlich als Sanitäter. Und selbst danach engagierte er sich noch ein weiteres Jahrzehnt im Essenszustelldienst. „Ich würde heute noch ehrenamtlich arbeiten, wenn mich nicht eine schwere Erkrankung ereilt hätte, die ich – Gott sei Dank – mit Hoffnung überstanden habe“, sagt Wurzer rückblickend.

„Ich habe oft gelacht, um nicht zu weinen“
Als er 1974 seinen Dienst antrat, herrschte – wie er es nennt – „Hochkonjunktur“: in den Discos, auf der Straße, beim Sport. Unfälle waren an der Tagesordnung. Damals war der Rettungssanitäter nicht nur für die Notfallversorgung, sondern auch für die Gesundheitsvorsorge verantwortlich. Es war kein leichter Job. Die körperliche und seelische Belastung war enorm – und dennoch war Wurzer stets mit einem Lächeln im Einsatz: „Ich habe oft gelacht, um nicht zu weinen“, erzählt er offen. Doch der Beruf war seine Berufung. Für sie hat er sich mit ganzem Herzen eingesetzt. Überraschungen gab es viele – zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und obwohl vieles aus Gründen des Datenschutzes nicht erzählt werden kann, bleiben besonders einprägsame Erlebnisse in Erinnerung. „Man sah das Leben und das Sterben dicht beieinander. Es kam vor, dass am Vormittag eine Person im Rettungswagen verstarb – und am selben Tag ein Kind im selben Auto das Licht der Welt erblickte.“
Fachwissen rettete auch ein Reh
Ein prägendes Erlebnis schildert Wurzer so: „Einmal musste ich mit einem Patienten dringend nach Villach. Auf der Höhe von Rothenthurm blockierte ein Bus die Straße, er hatte zuvor ein Reh angefahren. Die Passagiere standen schockiert rund um das Tier. Der Busfahrer sagte, ein Jäger sei schon verständigt – aber ich konnte nicht warten.“ Dank seines ursprünglichen Berufs als Fleischhauer wusste Wurzer, wie man dem Tier ein rasches Ende bereitet. Unter den staunenden Blicken der Reisenden handelte er entschlossen. Leises Getuschel habe er noch im Ohr: „Mit dem Rettungsfahrer fahr ich lieber nicht mit.“ Solche Episoden haben sich über fünf Jahrzehnte hinweg angesammelt. Viele davon bleiben in seinem Herzen – Erinnerungen an ein Leben im Dienst am Menschen.

Ein Leben voller Einsatz
Hans Wurzer hat in seinem Leben etwa 70-mal unfallfrei die Strecke rund um den Erdball zurückgelegt – ein beeindruckender Wert, der von seinem Verantwortungsbewusstsein zeugt. Das Team des Roten Kreuzes Hermagor bedankt sich von Herzen für seinen jahrzehntelangen Einsatz und wünscht ihm alles Gute für die wohlverdiente Pension. Diese genießt er heute mit seiner Marianne und seinem treuen Gefährten „Ingo“ – unter anderem auch in seinem kleinen, liebevoll eingerichteten Privatmuseum.