Kein Geld im Krankenstand: AK Kärnten holte 4.300 Euro für Serviererin

Kärnten -

Mitte Juli wurde das Dienstverhältnis einer Servicekraft einvernehmlich aufgelöst, zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kärntnerin bereits seit zwei Monaten im Krankenstand. In den folgenden sechs Wochen erhielt sie jedoch keine Entgeltfortzahlungen – und suchte Hilfe bei der AK Kärnten.


Erfolgreicher Einsatz für Arbeitsrechte

Mit Erfolg, denn die Arbeitsrechtsexpert:innen erkämpften knapp 4.300 Euro brutto für sie. AK-Präsident Günther Goach: „Es ist wichtig, dass Beschäftigte ihre Rechte kennen und sich, ohne zu zögern, an die AK wenden, wenn ihnen diese verwehrt werden!“

AK-Präsident Günther Goach © AK Kärnten/Gernot Gleiss

4.300 Euro gesichert: Entgeltfortzahlung nach Berechnungsfehler

„Auch nach einer einvernehmlichen Auflösung des Dienstverhältnisses müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Entgeltfortzahlungen leisten, sofern noch Anspruch besteht. In diesem Fall hat ein Berechnungsfehler dazu geführt, dass die Zahlungen eingestellt wurden“, erklärt Katharina Uran, Arbeitsrechtsexpertin bei der AK Kärnten. Krankengeld von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) erhielt die Frau ebenfalls nicht, da man dort noch davon ausging, dass das Unternehmen zahlt. Die Juristin konnte nach Durchsicht aller relevanten Unterlagen rund 4.300 Euro für die Kärntnerin sichern.

Katharina Uran, Arbeitsrechtsexpertin bei der AK Kärnten (c) AK/HelgeBauer

Staffelung nach Dienstjahren

Uran: „Wie lange Sie von Ihrer Arbeitgeberin, Ihrem Arbeitgeber im Krankenstand Entgelt bekommen, hängt von der Dauer des Arbeitsverhältnisses ab.“ Im ersten Dienstjahr wird das volle Entgelt sechs Wochen lang überwiesen, vier weitere Wochen gibt es den halben Betrag. Vom zweiten bis zum 15. Jahr stehen acht Wochen lang volles und vier Wochen lang halbes Entgelt zu. Zwischen dem 16. und dem 25. Dienstjahr haben Beschäftigte Anspruch auf zehn Wochen Entgeltfortzahlung in vollem Umfang, ab dem 26. Jahr auf zwölf Wochen. Danach gibt es jeweils für vier Wochen das halbe Entgelt.

Entgeltfortzahlung nach dem Ausfallsprinzip

Die Juristin stellt klar: „Beschäftigte dürfen während des Krankenstands finanziell nicht schlechtergestellt werden. Sie müssen jene Bezahlung er­halt­en, die sie bekommen hätten, wenn die Krankheit nicht eingetreten wäre (= Ausfallsprinzip). Wenn das Entgelt von Monat zu Monat unterschiedlich ist, steht eine Entgeltfortzahlung in der Höhe des Durch­schnittsverdienstes der vergangenen 13 voll gearbeiteten Wochen zu. Dabei sind auch Überstunden, Prämien, Pro­visionen oder Akkordlöhne einzurechnen, nicht jedoch Diäten oder sonstiger Aufwandsersatz.“

Bei Fragen rund um das Arbeitsrecht: Telefon 050 477-1004