Die Spuren der Inflation
Auf der ganzen Welt sind die Inflationsraten in den letzten Monaten auf ein Rekordniveau gestiegen. In Österreich lagen die Zahlen im Sommer letzten Jahres noch bei rund 2,8 % und sind inzwischen auf die 8,7 % im Juni 2022 gestiegen.
Im Hintergrund liegen nicht nur Strukturen des Kapitalismus, sondern auch die zusätzlichen Belastungen durch den Eroberungskrieg von Russland gegen die Ukraine und die stark ansteigenden Energiepreise.
Als Bevölkerung spüren wir die Inflation darin, dass Güter des täglichen Gebrauchs, die von der Großzahl der Menschen genutzt werden, stark im Preis ansteigen. Dadurch verliert das Geld, das wir besitzen, an Kaufkraft. Was wir uns zuvor mit zehn Euro kaufen konnten, fällt nun geringer aus.
Die Maßnahmen der Regierung gegen die Teuerung sind zwar geplant, aber noch nicht absehbar. Auch die Europäische Zentralbank, die für die Regulierung der Inflationsrate zuständig ist, hat noch keine effektive Lösung umgesetzt.
Was können wir als einzelne Personen tun, um den Auswirkungen der Inflation entgegenzuwirken?
Handlungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer
Da wir nur wenig Einfluss darauf haben, wie sich der Wert unserer Währung und Güter entwickelt, bleiben uns zunächst nur zwei Optionen:
- Ausgaben reduzieren
- Einnahmen steigern
Diese Dinge können wir auf mehreren Wegen erreichen. Da die Kosten für notwendige Ausgaben, wie Heizöl im Winter, steigen, können wir die Einsparungen von Ausgaben nur bis zu einem bestimmten Grad effektiv umsetzen. Aufseiten unserer Einnahmen haben wir eventuell bessere Karten.
Jobwechsel
Aufgrund der Inflation lohnt es sich derzeit nicht nur für Arbeitslose in Österreich, sich nach Jobs in Graz oder anderen relevanten Städten umzuschauen. Das Ziel ist eine Beschäftigung, in der wir mehr Gehalt erzielen.
Unter Umständen wird es nun für uns notwendig, unsere Hauptbeschäftigung durch Nebenjobs zu ergänzen. Viele Minijobs lassen sich heute bequem von zu Hause aus erledigen. Dabei sollte man aber die Steuerlast bedenken und berechnen, inwiefern sich das zusätzliche Einkommen anhand der Steuerabgaben lohnt.
Die tatsächliche Aufnahme eines anderen Jobs ist dabei nicht unbedingt das Endziel. Mit einem Überblick auf die Gehälter, die wir potenziell erzielen können, haben wir auch mehr Druckmaterial, um in Gehaltsverhandlungen mit unserem derzeitigen Arbeitgeber zu gehen.
Höheres Gehalt
Unter Umständen kann es sich jetzt lohnen, ein Gehaltsgespräch einzuleiten. Dabei sollte man aber beachten, dass meist auch die Arbeitgeber durch die Inflation leiden. Häufig können Unternehmen die höheren Kosten durch die Teuerung aber an ihre Kunden abgeben, indem sie die Preise für ihre Leistungen anheben.
Insbesondere, wenn wir eine Fachkraft sind, haben wir ein gutes Druckmittel, um in eine Behandlung zu gehen. Aufgrund des Fachkräftemangels sind Arbeitgebende eher bemüht, ihren Angestellten entgegenzukommen. In vielen Firmen sind Gehaltsanpassungen an die Preisentwicklung sogar ohne Gehaltsverhandlung in Umsetzung, um die Arbeitnehmer zu halten.
Dabei ist es aber wichtig, die Forderung für höheres Gehalt gut zu begründen und diplomatisch vorzutragen. Damit das Gespräch erfolgreich ist, sollte man:
- Konkrete Zahlen vorbereiten: Es gibt Rechner im Internet, mit denen wir berechnen können, wie viel Gehalt wir erhalten müssten, um den gleichen Wert ausgezahlt zu bekommen, wie zu Beginn der hohen Inflationsphase. Ein gutes Beispiel, um die tatsächliche Auswirkung der Teuerung aufzuzeigen, sind Vergleiche des Wocheneinkaufs oder von Stromkosten von Beginn der Inflationsphase und den aktuellen Ausgaben.
- Stärken & Leistungen betonen: Traditionell gibt es Gehaltserhöhungen im Gegenzug zu einer guten Leistung des Arbeitnehmers. Auch wenn wir die Inflation als Anreiz nehmen, das Gespräch anzugehen, sollten wir deshalb nicht vergessen, unsere Stärken und Leistungen zu betonen. Aufgrund der Pandemie haben die meisten Arbeitnehmer derzeit ein Plus an Leistungen, mit denen sie ihren Arbeitgebern entgegengekommen sind. Sie sind ein gutes Argument, um die Arbeitswilligkeit und Aufopferung eines Angestellten zu beweisen.
- Den richtigen Ton treffen: Die Lage des Unternehmens ist entscheidend darüber, ob eine Gehaltserhöhung möglich ist. Kann die Firma ihre Einnahmen steigern, indem sie Preise erhöhen, ist es leichter, das Gespräch gerechtfertigt klingen zu lassen. Dabei hilft es auch rhetorische Tricks zu nutzen. Worte wie „Gehaltsanpassung“ statt „Gehaltserhöhung“ deuten automatisch auf die steigenden Lebenshaltungskosten, die die Steigerung des Gehalts notwendig machen.
Fazit
Die Teuerung macht es für viele Menschen in Österreich notwendig, ihr Einkommen zu steigern oder Ausgaben stark einzuschränken. Da die Gehälter stagnieren, aber die Kosten für Lebenshaltung ansteigen, haben insbesondere Geringverdiener nun Probleme, das Geld für Verpflegung und Wohnung anzusparen.
Mögliche Lösungen für Arbeitnehmer sind ein Jobwechsel oder ein ergänzender Nebenjob. Die Teuerung können wir aber auch als Anreiz nutzen, um in Gehaltsverhandlungen mit unserem jetzigen Arbeitgeber zu gehen. Das eignet sich besonders für gefragte Fachkräfte mit guter Leistung in den letzten Jahren.