Tressdorf -
Mario Wassertheurer aus Treßdorf hat jetzt die Ausbildung zum Jagdaufseher in der Tasche. Damit setzt er eine Familientradition fort.
Wenn sich andere um vier Uhr morgens noch genüsslich im Bett umdrehen, ist für Mario Wassertheurer die Nacht oft schon zu Ende, da sitzt er meist schon auf einem Hochsitz in luftiger Höhe. Die Leidenschaft für die Jagd ist dem 24-jährigen Treßdorfer in die Wiege gelegt worden: bereits sein Uropa und sein Opa Christof waren Jäger. Auch sein Vater Dietmar folgte dieser Tradition. Letzterer nahm seinen älteren Spross schon als Knirps mit auf die Jagd, ebenso den um zwei Jahre jüngeren Bruder Manuel. „Ich erinnere mich an regelmäßige, heiße Diskussionen, wer von uns beiden Papa auf die Pirsch begleiten darf. Meistens hab‘ ich mich durchgesetzt“, schmunzelt der HTL-Maschinenbau-Absolvent.
„Grüne Matura“
Mit 20 Jahren war für den Kfz-Techniker-Meister klar: an der „grünen Matura“ führt kein Weg vorbei. Die Jagdprüfung war bald geschafft. Mario nahm die nächste Hürde in Anlauf: die Jagdaufseherprüfung. Um bei dieser antreten zu dürfen, musste der Gailtaler vorab eine dreijährige aktive Jagdausübung nachweisen. „Ein Mindestalter von 21 Jahren, die österreichische Staatsbürgerschaft sowie körperliche und geistige Eignung sind weitere Grundvoraussetzungen“, so Mario. Gemeinsam mit Freundin Johanna, die das Hobby Jagd mit ihrem Mario teilt und die für die Jagdprüfung paukte, büffelte er von November bis Mai jedes Wochenende im Vorbereitungskurs im Gasthaus „Zum Fuchs“ in Egg bei Hermagor unter den strengen Augen von Kursleiter Siegfried Wallner. Im Frühjahr 2019 war es so weit. Auf Schloss Mageregg, dem Sitz der Kärntner Jägerschaft, stellte Mario in einer vierstündigen schriftlichen Prüfung in den Prüfungsfächern Wildkunde, Jagdhundewesen, Jagdbetrieb, Waffenkunde und Unfallverhütung sowie Jagd- und Verfassungsrecht sein Wissen unter Beweis – gemeinsam mit 46 weiteren Teilnehmern aus ganz Kärnten. Einen Monat später saß der Jungjäger am gleichen Ort einer fünfköpfigen Prüfungskommission gegenüber: diesmal in einem mündlichen Procedere. Seither darf sich der 24-Jährige offiziell als Jagdaufseher betiteln.
Ein Jagdaufseher pro 1500 Hektar Wald
Es ist geplant, dass Wassertheurer demnächst als zusätzliches Aufsichtsorgan im Gemeindejagdgebiet Kirchbach nördlich der Gail, einem Areal von 1450 Hektar, eingesetzt wird, wofür eine amtliche Beeidigung seitens der Bezirkshauptmannschaft notwendig ist. „Pro Jagdgebiet mit einer Größe von 1500 Hektar muss ein ortsansässiger Jagdaufseher gestellt werden“, erklärt der Gailtaler.
Die Aufgabe eines Jagdschutzorganes ist genau geregelt und umfasst die Überwachung der Einhaltung der im jeweiligen Jagdgebiet zu beachtenden Bestimmungen und Verordnungen des Jagdgesetzes, behördlicher Anordnungen und landesrechtlicher Bestimmungen zum Schutz von Tieren und der Natur sowie den Schutz des Wildes vor Futternot und vor Wilderern. Der Gesetzgeber räumt ihm zur Überwachung der Einhaltung dieser Bestimmungen Beamtenstatus ein. Diese verantwortungsvolle Aufgabe ist freiwillig und meistens unentgeltlich. „Entlang der Staatsgrenze zu Italien kommt es in unserem Bezirk immer wieder zur Übertretung des Gesetzes – besonders was die Wilderei betrifft“, weiß Wassertheurer und ergänzt: „Dass man präsent ist und regelmäßig seinen Kontrollgang macht, ist enorm wichtig.“ Seit knapp einem Jahr hat der Treßdorfer einen treuen Kameraden an seiner Seite: Icco von der Kaiserhütte, so lautet der vornehme, wohlklingende Name der einjährigen Brandlbracke. Der Rüde ist bei den Reviergängen stets mit dabei. Die beiden verbindet eine tiefe Freundschaft. Mario genießt die stillen Momente im Wald. „Es gibt nichts Schöneres, als bei aufgehender Sonne Natur und Tierwelt beim Erwachen zu beobachten. Seit der Prüfung nehme ich vieles noch bewusster wahr“, sagt er.
Bewusstseinsbildung erwünscht
Wünschen würde sich der junge Aufsichtsjäger jedoch eine stärkere Bewusstseinsbildung der Freizeitsportler für den Wald als Lebensraum des Wildes: „Die Routen führen oft mitten durch die Einstandsgebiete. Vor allem im Winter, wo die Tiere ohnehin wenig Äsung vorfinden, werden sie dadurch in äsungsärmere Gebiete abgedrängt. Das ist neben anderen Ursachen auch ein Grund dafür, dass das Wild dann vermehrt Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen anrichtet, was zu Reibungspunkten zwischen Jägerschaft und Grundbesitzern führt. Auf der Strecke bleibt leider das Wild, das dann noch weniger Akzeptanz vorfindet“, so Wassertheurer. Wenn dem jagdbegeisterten Burschen neben Job und Jägerei noch Zeit bleibt, ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr Treßdorf anzutreffen, wo er die Funktion des Maschinisten innehat. Als Mitglied der ortsansässigen Burschenschaft engagiert er sich auch hier, wenn es helfende Hände braucht.
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