Sichere Stromversorgung für die nächsten Jahrzehnte
„Das Umspannwerk Lienz ist der einzige Strom-Anspeisepunkt für ganz Osttirol aus dem österreichweiten 380/220-kV-Hochpsannungsnetz der APG und deshalb besonders wichtig für die Stromversorgung in der Region,“ sagt Wolfgang Ranninger, der als Projektleiter die Bauarbeiten koordiniert. Und: „Nach rund 60 Jahren Betriebsdauer sind Teile der Anlage sanierungsbedürftig. Seit Herbst 2016 erneuern wir daher schrittweise die 220-kV-Schaltanlage, über welche die regionalen Leitungen der TINETZ-Tiroler Netze GmbH aus dem überregionalen APG-Netz versorgt werden – damit der Strom auch in den nächsten Jahrzehnten bei allen Haushalten und Unternehmen verlässlich aus der Steckdose kommt.“ Die Bauzeit beträgt sechs Jahre. Durch den coronabedingten Lockdown im März entstandene Bauverzögerungen wurden inzwischen wieder aufgeholt, sagt Ranninger: „Aus heutiger Sicht steht dem planmäßigen Projektabschluss im Herbst 2022 nichts im Weg.“ Welche Ausmaße ein derartiges Sanierungsprojekt hat, verdeutlicht die Baufläche von 38 Hektar – das entspricht in etwa fünfeinhalb Champions League-Fußballfeldern.
167-Tonnen-Schwerlasttransport: Trafo-Lieferung in drei Einzelteilen
Teil des Megaprojekts ist auch ein neuer 380/220-kV-Transformator um 7,5 Mio. Euro. Aufgrund seiner Dimensionen gelangte dieser in drei Einzelteilen, so genannten „Trafobänken“ mit einem Transportgewicht von je 167 Tonnen und einer Länge von 7 Metern, per Bahn vom Siemenswerk in Weiz (Steiermark) über einen direkten Gleisanschluss unmittelbar ins Umspannwerk. „Zwei der drei Trafobänke sind in den vergangenen Wochen bereits angekommen und stehen schon auf ihren Fundamenten. Heute ist schließlich der dritte und letzte Teil eingetroffen und innerhalb von vier Stunden präziser Rangierarbeit auf das Fundament gesetzt worden,“ beschreibt Ranninger die Ereignisse im September, und weiter: „Nach erfolgreicher Montage diverser Hochspannungskomponenten sowie der Kühlanlagen werden die drei Trafobänke zusammengeschlossen und bilden den Transformator, der als eine Einheit betrieben wird. Das Gesamtgewicht beträgt zu diesem Zeitpunkt 816 Tonnen. Eingesetzt werden die hochmodernen Anlagenteile ab Juni 2021.“
UW Lienz: Wichtig für Osttirol und ganz Österreich
Die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Dekaden ebenfalls maßgeblich verändert, bis 2030 soll sauberer Ökostrom zu 100 Prozent den Verbrauch in Österreich decken. Ranninger erläutert die Zusammenhänge: „Mit dem neuen Transformator erhöht APG die Ausfallsicherheit für ganz Österreich und erleichtert gleichzeitig die bundesweite Verteilung klimafreundlicher Windenergie: Der Trafo verstärkt nämlich die Verbindung zwischen den Speicherkraftwerken Malta und Reißeck (Kärnten) sowie Kaprun (Salzburg) im Westen des Landes mit den Windkraftanlagen im Osten.“ Überschüssiger Windstrom, der nicht vor Ort verbraucht wird, kann so über weite Strecken abtransportiert und gespeichert werden. Bei Bedarf kann der Strom dann wieder von den Speicherkraftwerken abgerufen und österreichweit genutzt werden. Auch für den internationalen Stromtransport ist der Standort von Bedeutung, er fungiert als 220-kV-Schnittstelle nach Soverzene in Italien.
Netzaus- und -umbau ist Gebot der Stunde: 350 Millionen Euro für Energiewende und heimische Wirtschaft
2020 beträgt das Investitionsvolumen aller APG-Bauvorhaben 350 Millionen Euro. Laut einer ECONOMICA-Studie wird damit eine heimische Wertschöpfung in der Höhe von 205,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Christoph Schuh, Unternehmenssprecher der APG, konkretisiert: „Mit jedem Euro, der in der Bauwirtschaft generiert wird, werden weitere 2,4 Euro an Wertschöpfung im Rest der Wirtschaft ausgelöst. Mit jeder investierten Million kann ein Kleinbetrieb mit ca. 9 Arbeitsplätzen geschaffen bzw. gesichert werden.“
Darüber hinaus betont Schuh die Dringlichkeit der Lage: „Alle APG-Projekte in den Bereichen Netzausbau, Sanierung und Instandhaltung sind wesentlich zur Erreichung der österreichischen Klimaziele und unverzichtbare Grundpfeiler für die sichere Stromversorgung der Republik. Verzögerungen würden die Energiewende, die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Industrie sowie die positiven ökonomischen Effekte gefährden.“
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Bilder:
Alle Bilder und Video: (c)Martin Lugger
Über Austrian Power Grid (APG)
Austrian Power Grid (APG) ist Österreichs unabhängiger Stromnetzbetreiber, der das überregionale Stromtransportnetz steuert und verantwortet. Die Infrastruktur der APG sichert die Stromversorgung der Republik und ist somit die Lebensader Österreichs, der Bevölkerung und seiner Wirtschaftsbetriebe. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 600 Spezialistinnen und Spezialisten betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen seitens Wirtschaft und Gesellschaft anpasst. Die Kapazitäten des Stromnetzes der APG sind die Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende. Mitarbeiter entwickeln die geeigneten Marktprodukte, beherrschen die Physik und garantieren Sicherheit und Effizienz für Österreich. Mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 350 Millionen Euro für den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur 2020 gibt APG der heimischen Bauindustrie einen kräftigen Impuls. Insgesamt wird APG rund 2,9 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren in den Netzaus- und Umbau investieren. Das sind rund 16 Prozent der insgesamt 18 Milliarden Euro, die die E-Wirtschaft im selben Zeitraum in den Netzausbau investieren wird. Beim Sustainable Brand Rating 2020 wird APG in der Kategorie Versorgungs-Infrastruktur auf Platz eins gewählt, im Gesamtrating der Kategorie Investment auf Platz zwei.