Hebamme Melitta Janach

St. Stefan -

Es gibt zweifelsohne viele Begebenheiten im Leben einer Frau, die sie nie vergessen wird; die Geburt des eigenen Kindes mit der eigenen Mutter bzw. Schwiegermutter als Hebamme erfahren zu dürfen, das allerdings erleben die wenigsten Gebährenden. Julia und Christina sind zwei junge Damen aus Vorderberg, die das Wunder der Geburt mit ihrem Herzensmensch spüren durften.

Hebamme Melitta Janach

In Bad Bleiberg ist sie aufgewachsen, besuchte danach die Frauenberufsschule in Villach und mit 18 steuerte sie direkt in die Hebammenschule nach Klagenfurt. „Es waren zwei harte Jahre, tagsüber gingen wir in den Unterricht und nachts arbeiteten wir an der Seite von erfahrenen Hebammen im Krankenhaus“, erzählt uns Melitta Janach, die heuer am 1. Mai nach 40 Jahren Dienst im LKH Villach in den Ruhestand übertreten wird. Ob dieser allerdings ganz so ruhig wird, dazu kommen wir später noch.

Ehrfurcht vor dem Leben

„Ohne Gebet bin ich nie in den Dienst gegangen. So viele schöne Momente durfte ich erleben, aber auch traurige. Ich bin aber dankbar, dass sich in den vier Jahrzehnten meines Wirkens auch in der Trauerbewältigung viel getan hat. Das Stillschweigen des Schmerzes, wenn man ein Kind verliert, ist heute kein Tabuthema mehr. Die Familien haben nunmehr die Möglichkeit des Verarbeitens. Circa dreitausend Babys habe ich auf die Welt geholfen und ihren ersten Schrei gehört. Heuer werden sechs Hebammen in Villach pensioniert, mit Pfarrer Marian werden wir den Abschluss auf dem Berg Lussari feiern.

Melitta und Manfred Janach mit Tochter Julia und Daniel Schuller sowie dem Sonnenschein, der kleinen Emma. Sohn Philipp mit seiner Liebsten Christina und der 8-jährige Nico ergänzen die noch nicht ganz komplette Familie rund um Hündin Luna

Welche Momente werden Sie persönlich nie vergessen?

„Tatsächlich ist jeder Dienst als Hebamme etwas Besonderes. Ich wünschte mir viel mehr, dass sich Schwangere von der Außenwelt nicht ganz so negativ beeinflussen lassen. Jede Frau erfährt dieses Gefühl einzigartig; einfach auf sich zukommen lassen, das wäre mein Rat. Dass es jedoch der Wunsch meiner Schwiegertochter vor acht Jahren war, sie bei der Geburt von Sohn Nico zu begleiten, das war mir eine große Ehre. Und kurz vor Weihnachten 2021 geschah das Mutter-Tochter-Phänomen: Unsere Julia brachte Sonnenschein Emma zur Welt, mit mir als Hebamme. Innerlich hat es mich sehr mitgenommen, äußerlich versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Aber als die beiden dann da waren, konnte ich meine Emotionen nicht mehr zurückhalten“, erzählt die stolze junggebliebene Oma von den zwei Geburten ihrer Enkelkinder.

Kindern in die Welt zu helfen, ihr Berufswunsch, den sie immer wieder wählen würde

 

Rückblick & Vorschau

Obwohl sich die Geburtenrate von ca. 3000 Babys pro Jahr auf 1200 verringert hat, spontane Zwillingsgeburten häufiger geworden sind, blieb die Langeweile in den Diensten stets aus. „Die vier Jahrzehnte sind so schnell vergangen, weil ich auch Anfang zwanzig meinen Mann Manfred kennengelernt, wir ein Haus gebaut und zwei wunderbare Kinder bekommen haben. Mit den zwei Enkerln bin ich mittlerweile ziemlich ausgelastet und so Gott will, darf ich vor meiner Pensionierung im April diesen Jahres einem weiteren Wunder der Geburt in der Familie beistehen“, strahlt die glückliche Vorderbergerin.

Nachbetreuung in der Gemeinde St. Stefan

Wenn Hebamme Melitta, sie feiert im April ihren 60. Geburtstag, so über die Geburten spricht, fühlt es sich so an, als würde sie jede Familie persönlich gut kennen. So bot sie die Nachbetreuung für die Familien in der Gemeinde bis zur Pension an. Ein besonderer Service in einer speziellen Zeit für Eltern und Kind.