Wegen Gelbsucht und Blähungen suchte Arnulf W. das Krankenhaus auf. Dort wurde ein großer Lebertumor diagnostiziert. Der Patient wurde zur weiteren Behandlung an die Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie ins Klinikum Klagenfurt am Wörthersee überwiesen, das als Onkologisches Zentrum ausgezeichnet ist.
„Es handelte sich um einen bösartigen Tumor, der große Teile des Organs befallen hat“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Mittermair, Leiter der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie. Eine Operation, bei der 75% des Organs entfernt werden musste, war notwendig. Allerdings sind derartige Eingriffe mit hohem Risiko verbunden: „Es besteht die Gefahr, dass die Durchblutung der Restleber zu gering ist. Ein derartiges Leberversagen wäre lebensbedrohlich und muss verhindert werden. Auch Blutungen während der Operation stellen ein Risiko dar“, so Prof. Mittermair, der am 13. Mai die OP durchführte. Entscheidend dabei: Die exakte Untersuchung vor dem chirurgischen Eingriff und die entsprechende fachliche Expertise. Hier geht es vor allem um die Abklärung der genauen Tumorlage, die Funktion der Leber und die Feststellung, wieviel Restlebergewebe am Ende bleiben wird. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, solche komplexen Eingriffe in spezialisierten Zentren durchzuführen.
Der Eingriff
„Die Leberchirurgie hat in den letzten beiden Jahrzehnten wesentlich an Bedeutung gewonnen“, erklärt Prof. Mittermair. Hierzu haben Verbesserungen in der bildgebenden Diagnostik (4-Phasen Leber- Computertomographie, kontrastmittelspezifisches Leber-MRT) und intensivmedizinischen Betreuung nach Leberresektion sowie vor allem die Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Leberchirurgie selbst maßgeblich beigetragen.
Insgesamt wird die Leber in 8 Segmente unterteilt. „Bei der erweiterten Leberresektion, die wir bei Herrn W. durchführten, wurden 6 Segmente entfernt, das entspricht 75% der gesamten Leber“, erklärt Prof. Mittermair, der betont, dass die sogenannte „erweiterte `Hemihepatektomie rechts` zu den anspruchsvollsten operativen Eingriffen in der Leberchirurgie“ zählt.
Regeneration
Der Patient muss allerdings nicht lange mit der verkleinerten Restleber leben. Prof. Mittermair: „Die Leber besitzt eine enorme Fähigkeit zur Regeneration, das bedeutet, sie wächst nach. Bei normaler Leberfunktion kann die Restleber innerhalb von nur einer Woche nach der Operation um ca. 60-80% wachsen.“
Durch den engagierten Einsatz und die hohe Expertise am Klinikum Klagenfurt am Wörthersee, kann Arnulf W. das Krankenhaus bald wieder entlassen werden. „Mir geht es wieder ausgezeichnet“, lobt er sein Behandlungsteam.
Funktion der Leber
Die Leber ist mit ca. 1,5 kg die größte Drüse des Körpers. Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger Eiweiße (z. B. Gerinnungsfaktoren), die Verwertung von Nahrungsbestandteilen (z. B. Speicherung von Zucker und Vitaminen), die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und die Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Wie effizient die Leber ihre Aufgaben erfüllt, wird an folgenden Zahlen klar: In jeder Minute strömen 1,4 Liter Blut durch das Organ. Das sind pro Tag rund 2.000 Liter Körpersaft, die von etwa 300 Milliarden Leberzellen gefiltert, entgiftet, von überschüssigen Nährstoffen befreit oder mit benötigten Nährstoffen beladen und wieder in den Kreislauf entlassen werden.
Abbildung 1: weiß eingezeichnete Segmente wurden alle entfernt
- ) zeigt den riesigen Tumor in Gelb B) zeigt die erweiterte Hemihepatektomie rechts (75% der Leber werden entfernt), D) Restleber (25%)