„Dass sich heute auch die Österreichische Ärztekammer warnend zu Wort meldet und von ‚Feuer am Dach‘ spricht, sollte der verantwortlichen Bundesregierung zu denken geben“, so Prettner. Auch seitens der ÖGK werde mittlerweile massiv gewarnt: Direktor Bernhard Wurzer prangert die Zugangsbeschränkungen an. „Wie viele warnende Stimmen braucht die Regierung noch, um endlich aktiv zu werden?“, fragt Prettner.
Für das im Oktober beginnende Studienjahr haben sich heuer 17.823 Maturanten verbindlich zum Aufnahmetest angemeldet. „Das waren um weitere 224 mehr als im Rekordjahr 2020. Obgleich uns allen bewusst sein muss, wie dringend notwendig junger Medizinernachwuchs ist, hält man weiter rigoros an den 1.740 Studienplätzen fest. Es wird nicht ein einziger Platz zusätzlich angeboten“, betont die Kärntner Gesundheitsreferentin. Prettner. „Wir stehen vor der paradoxen Situation, dass wir so viele junge Menschen wie noch nie haben, deren unbedingter Wunsch es ist, Arzt zu werden. Doch man schlägt 91 Prozent von ihnen die Tür vor der Nase zu, gibt nur neun Prozent eine Chance. Und das, obgleich sich bereits an mehreren Ecken und Enden massive Besetzungsprobleme auftun.“
Veränderndes Berufsverständnis der jüngeren Generation
Eine große Herausforderung sei das sich verändernde Berufsverständnis der jüngeren Generation: „Die work-life-balance nimmt einen immer höheren Stellenwert ein. Wir müssen diesem Aspekt Rechnung tragen. Und das passiert nicht, indem wir die Zahl der Mediziner einschränken, sondern sie im Gegenteil ausweiten“, appelliert die Gesundheitsreferentin. Sie fordert den Bund auf, „endlich auf den Ernst der Lage zu reagieren.“ Den Ernst der Lage würde aktuell auch die Coronakrise aufzeigen: „Mit Prämien und Sonderzahlungen kann man Mitarbeiter in Gesundheitsberufen eine Zeitlang zu Mehrleistungen motivieren, aber sicher nicht auf Dauer“, warnt sie.
Übrigens: Im Bereich der Humanmedizin sind 75 Prozent der Studienplätze für Studienwerbende mit einem Reifezeugnis aus Österreich vorgesehen. „Daraus kann man schließen, dass die restlichen 25 Prozent nach ihrem Studium wohl wieder in ihr Heimatland zurückkehren und nicht in Österreich als Arzt tätig werden“, fürchtet Prettner. Der Aufnahmetest zum Medizinstudium findet am 21. Juli statt.