In Kärnten wurden im Vorjahr über 7.000 Handy am Steuer Lenker erwischt – mehr als doppelt so viele wie Alko-Lenker

Durch Handy am Steuer so schlechte Reaktion wie mit 0,8 Promille

VCÖ -

Im Vorjahr hat die Exekutive in Kärnten 7.036 Lenkerinnen und Lenker beim Handy-Telefonieren am Steuer erwischt. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille, macht der VCÖ aufmerksam. Es wurden in Kärnten doppelt so viele Handy-Lenker wie Alko-Lenker erwischt. Wer während des Lenkens ein SMS oder E-Mail schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs, das Unfallrisiko steigt auf bis zu das 23-Fache. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem und verstärkte Kontrollen insbesondere im Ortsgebiet.

  


    Im Vorjahr wurden in Kärnten im Schnitt jeden Tag 19 Lenkerinnen und Lenker beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer erwischt, verdeutlicht der VCÖ. Die Zahl der geahndeten Handy-am-Steuer-Delikte ist in Kärnten im Vorjahr um 752 zurückgegagen, wie aktuelle Daten des BMI zeigen. Die tatsächliche Anzahl der Vergehen ist um ein Vielfaches höher. Eine Erhebung des KfV gab, dass Österreichs Autofahrer allein an einem Tag mehrere Hunderttausend Telefonate ohne Freisprecheinrichtung führen. Wie viele Vergehen geahndet werden, hängt vor allem von der Kontrolldichte ab.

„Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, sondern erhöht massiv das Unfallrisiko“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy-Telefonierende Autofahrer reagieren etwa um eine halbe Sekunde später. Im Straßenverkehr, wo oft ein Bruchteil einer Sekunde entscheidet, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht, kann das fatale Folgen haben, wie ein Beispiel des VCÖ zeigt.

Läuft ein Kind zwölf Meter vor einem Pkw,

der 30 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker sein Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h nieder, was zu schweren Verletzungen führen kann, verdeutlicht der VCÖ. Die derzeitige Strafhöhe von 50 Euro steht in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotenzial des Delikts.

    Wer beim Autolenken am Handy tippt oder im Internet surft, ist sogar bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs. Ein Pkw legt mit 30 km/h in zwei Sekunden rund 17 Meter zurück, bei 50 km/h rund 28 Meter, 44 Meter bei 80 km/h, rund 55 Meter bei 100 km/h und 72 Meter bei 130 km/h.

In anderen Staaten Europas

sind die Strafen für Handy-am-Steuer um ein Vielfaches höher. In Italien beträgt die Mindeststrafe 165 Euro, in Spanien und Dänemark jeweils 200 Euro, in Großbritannien umgerechnet 235 Euro und in den Niederlanden 240 Euro. In vielen Staaten ist Handy am Steuer auch ein Delikt im Punkteführerschein bzw. Vormerksystem. „Ein großer Vorteil der Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystems ist, dass damit gezielt bei jenen Lenkerinnen und Lenker, die ein Vergehen begangen haben, Bewusstseinsarbeit gemacht werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass Handy am Steuer endlich auch in Österreich Teil des Vormerksystems wird“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer.

 

    Eine höhere Kontrolldichte ist im Ortsgebiet sehr wichtig, weil hier die schwächsten Verkehrsteilnehmer, wie Kinder sowie ältere Fußgängerinnen und Fußgänger durch Handy-Lenker besonders gefährdet sind. In Kärnten wurden im Vorjahr mehr als doppelt so viele Handy-Vergehen wie Alkohol am Steuer (2.853) geahndet.

 

VCÖ: Im Vorjahr in Kärnten weniger Handy-Vergehen geahndet (Anzahl geahndete Vergehen in Kärnten wegen Handy am Steuer)

 

    Jahr 2019: 7.036 geahndete Vergehen wegen Handy am Steuer

 

    Jahr 2018: 7.788

 

    Jahr 2017: 8.463

 

    Jahr 2016: 8.633

 

    Jahr 2015: 9.329

 

    Jahr 2014: 12.292

 

    Jahr 2013: 13.803

 

    Jahr 2012: 15.361

 

    Jahr 2011: 14.276

 

    Jahr 2010: 12.156

 

    Quelle: BMI, VCÖ 2020