Museum des Nötscher Kreises

Aspekte der Portraitmalerei

Nötsch im Gailtal -

Das Museum des Nötscher Kreises feiert heuer sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass stellte Kuratorin Sigrid Diewald, die künstlerische Leiterin, die Ausstellung “Impressionen” zusammen. Birgit Kassl begrüßte die vielen Kunstinteressierten zur dieser Veranstaltung, für welche die Künstlerin Helga Druml gewonnen werden konnte.

Fotos und Haupttext: (c) Media now – Ellen Rettenbacher

Chronologisch wird in diesem Veranstaltungsreigen die Entwicklung der Nötscher Künstler dargestellt. Vom ältesten Sebastian Isepp, bis zu Wiegele und Kolig sowie Mahringer, der wiederum ein Schüler von Kolig war. “Wir freuen uns sehr, dass wir unsere regionale, aus der Gemeinde Nötsch stammende Künstlerin Helga Druml, bei uns begrüßen dürfen. Sie ist seit vielen Jahren freischaffende Malerin, hat in Wien studiert und führt durch die Ausstellung mit ihren Gedanken zu den Portraits der bereits verstorbenen männlichen Nötscher Künstler”, so Mag. Birgit Kassl.

Auszug zur Portraiserklärung der Nötscher Künstler Wiegele, Mahringer, Kolig, Isepp:

Wiegele war ein großartiger Portraitmaler

Sein malerischer Ausdruck und starker Realismus in Gesichtern und Händen zeichnen Wiegele als jenen Maler mit einer feinen Arbeitsweise aus. Hier bei diesem Gemälde sind die Kleider und Schuhe eher skizzenhaft, die Farblichkeit in Grüntönen gewählt. Zu sehen sind zwei Ganzkörperportraits, im Auftrag einer Wiener Familie. Wiegele befand sich zur damaligen Zeit in der Schweiz. Schon als junger Mann aber begleitete ihn hoher Perfektionismus.

„Die Schwestern“, Öl/Leinwand, 1925, Franz Wiegele, Privatbesitz
Ein Auftragswerk in seiner eventuellen Unvollendung, Privatbesitz, Portrait von Grete Bernatzik, 1923

Kolig im Kontrast dazu – zB “die schwangere Frau”

Das Bild mit der hochschwangeren Frau lässt die Vermutung zu, dass es als Auftragswerk nie abgegeben wurde, weil es auf dem Dachboden Koligs aufbewahrt wurde. Jene Frau, die gerade ein Kind erwartete, sie in späterer Folge bei der Geburt aber starb, wurde hier extrem verzerrt mit schier zu kleinem Kopf gezeichnet. Ebenso weist die Skizzierung der Treppe und die untere Bildpartie darauf hin, dass das Werk in dieser Form nicht vollendet sein könnte.

Portrait von Mahringer: “das Windische Mädchen”

Maringer ist eine ganze Generation jünger, als die anderen Nötscher Künstler. Jedoch bemerkt man gerade bei diesem schichten Bild, seine Ausdruckstärke. Hier das Kind aus dem Gailtal in den 30iger Jahren; ihr scheuer Blick, reinste Modellarbeit von Mahringer, der ein Schüler Koligs war.

Eigenportrais von Helga Druml:

Die Künstlerin hat drei ihrer Werke in die Kunstauststellung mitgebracht. “Ich bin eine möglichst schnelle Arbeiterin, es bringt eine gewisse Lebendigkeit. Zu sehen sind zwei Auftragsbilder und ein privates Bild. Zur Zeit interessiert mich sehr die Figur in der Landschaft. Die Jahreszeiten sind hier mit ihrer Stimmung vorrangig. Gerade bei Auftragsbildern sind die Erinnerungsmomente einzufangen.

Foto Mädchen mit Hund:

Bei diesem Bild hat die Künstlerin mit dem Dackelgesicht zu malen begonnen, dann mit dem zarten Mädchenantlitz. Eine Woche lange beschäftigte sie sich mit dem Kleid, danach folgte die Landschaft. Hände und Gesichter sind stets eine Herausforderung.

 

Tochter der Künstlerin tief im Tannenwald bei Neuschnee

“Auftragsarbeiten halten uns Künstler lebendig und schaffen Strukturen. Ausserdem beschäftigt man sich mit Menschen, Wünschen und Gegebenheiten, mit denen man sich selbst vielleicht nie auseinandergesetzt hätte.”

Hermine Wiegele

“Wir sind immer auf die Leihgeber angewiesen und möchten uns für die Kooperationen mit den Kunstbesitzern bedanken. Nur so können die Ausstellungen zu verschiedenen Themen Lebendigkeit erfahren.”

Zur Künstlerin Helga Druml:

Die Künstlerin (geb. 1972 in Villach) lebt und arbeitet in Nötsch und Wien. Von 1990 bis 1997 Studium der Malerei an der Universität für angewandte Kunst bei Adolf Frohner und Oswald Oberhuber. Von 1992 bis 2000 Studium der Philosophie an der Universität Wien (Dr.phil.). Helga Druml sucht in der Tradition des neuzeitlichen Porträts die Menschenbildnisse neben einer physiologischen Ähnlichkeit auch eine innere Wesentlichkeit malerisch zu erfassen. Basierend auf Fotografien malt sie Verwandte und Freunde aus ihrem näheren Umfeld, immer wieder aber auch Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben. Drumls Menschendarstellungen bauen sich nah am Bildrand auf, oft suchen sie selbstbewusst, manchmal herausfordernd unseren Blick. Die Künstlerin verfügt über eine bunte und kräftige Farbpalette. Das Kolorit leuchtet, mit expressiver Pinselführung gestaltet sie Hautoberfläche und Kleider in vielfältigen Flecken und Schattierungen.

Die Malereien sind uns in ihrer Direktheit sehr nah und doch behalten sie auch ein Rätsel. Das gelingt der Künstlerin besonders gut, wenn sie durch einen Rollentausch gängige gesellschaftliche Muster hinterfragt.  “Spiegelungen sind immer auch Reflexionen. Die Spiegelung im Wasser oder an einer Glasoberfläche wirft eine Idee der ursprünglichen Form zurück, wie es die Spiegelungen des Ichs im Gegenüber tun.“                                              

„…irritieren durch vordergründige Konventionalität, genauer: durch drastische Gegenständlichkeit und aufdringliches, lokales Kolorit. Das Unkonventionelle ist längst zur Konvention geworden, das allein schon bewirkt, das die Bilder der Helga Druml unkonventionell wirken, obwohl sie alles enthalten, was auf den ersten Blick gefällig erscheint: Mensch und Natur, pastorale Sujets, pralle Farben und eine stupende Technik in dickem Öl. Die Idyllen, die Helga Druml malt, sind keine Idyllen, sondern Abgründe, in Balance gehalten durch malerische Ironie. Die Bilder bekennen sich zwar zu ihrer Gegenständlichkeit, aber bleiben nicht bei dieser als Abbildlichkeit stehen, sondern heben sich auf durch den subtilen Einbruch des Imaginären in das real Gemalte selbst.“

Quelle: Konrad Paul Liessmann

Quelle:  https://www.galerie-walker.at/helga-druml/