Gewerbe und Handwerk

Energie­kosten explo­dieren: “Vielen Betriebe steht das Wasser bis zum Hals”

Kärnten/Österreich -
Die explodierenden Energiekosten für Strom, Gas und Treibstoff betreffen auch die Betriebe im Gewerbe und Handwerk. Praktisch alle der überwiegend klein- und mittelständischen Unternehmen würden vor Herausforderungen stehen, mit denen sie so noch nie konfrontiert waren, heißt es am Dienstag aus der Wirtschaftskammer.


“Die Kosten haben sich für alle Betriebe vervielfacht, vielen steht das Wasser bereits bis zum Hals”, schildert Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich. Es brauche rasch Unterstützungen, ist sie sich sicher.

So könne niemand lange produzieren

Ein Beispiel seien Tischlereibetriebe, welche in der Produktion auf Energie angewiesen sind. „Derzeit ist es unmöglich zu planen“, betont Gerhard Spitzbart, Bundesinnungsmeister der Tischler: „Es gibt keine fixen Kalkulationsgrundlagen – man hat das Gefühl, man ist den Launen einer Strompreisbörse mit nicht nachvollziehbaren Regeln ausgesetzt.“ In seinem eigenen Betrieb werden die jährlichen Stromkosten von zurzeit 40.000 Euro auf voraussichtlich 100.000 bis 120.000 Euro hochschießen.

Auf dieser Basis könne niemand lange produzieren, warnt Spitzbart: „Aufträge mit Verlust zu erfüllen, gefährdet den Betrieb und damit alle Arbeitsplätze. Ich appelliere an die Bundesregierung im Namen der 11.045 Tischler und Holzgestalter, die Betriebe in dieser Extremsituation nicht alleine zu lassen.“

“Kunden selbst massiv belastet”

Auch die Malerei- und Lackierbetriebe schließen sich der Forderung an: „Unsere Betriebe müssen besonders energieintensive Spritz- und Heizboxen betreiben und können auf keine günstigen Alternativen ausweichen. Diese Kostensprünge sind nicht länger tragbar und können auch nicht an die Kunden weitergegeben werden, da diese durch die Teuerungen selbst massiv belastet sind. So werden handwerkliche Produkte und Leistungen unverkäuflich“, sagt Andreas Denner, stv. Bundesinnungsmeister der Maler.

“Teufelskreis”

“Wir bekommen inzwischen beinahe täglich Information von Produktionsunternehmen, [deren] Kundinnen und Kunden einen Energiezuschlag nicht akzeptieren, Aufträge ablehnen oder diese verschieben müssen. Damit fehlt es an Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Betriebe sehen sich gezwungen, ihre Angestellten in Kurzarbeit oder im Extremfall in die Arbeitslosigkeit zu schicken“, berichtet auch Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, in Kärnten.

„Selbst in den Branchen, in denen eine gute Auftragslage herrscht, bleibt am Ende kein Ertrag mehr übrig bzw. entstehen Verluste, da die Energiekosten alles auffressen“, schildert Kronlechner den Teufelskreis für die Unternehmen. Der Spartenobmann appelliert an die Regierung: „Die Politik darf unsere Unternehmen mit diesen enormen Kosten nicht alleine lassen. Tausende Existenzen stehen auf dem Spiel!“