Massiver Personal­mangel: Österreichweit ist Kärnten am meisten betroffen

Kärnten/Österreich -
Mehr als die Hälfte der österreichischen Unternehmen (58 Prozent) ist laut “Austrian Business Check” des “Kreditschutzverbandes” (KSV1870) von akutem Personalmangel betroffen. Besonders kritisch ist die Lage in Kärnten, wo 73 Prozent aktuell von Personalmangel betroffen sind – so viele wie sonst nirgendwo in Österreich.


Der Arbeitskräftemangel ist allgegenwärtig. Die generelle Geschäftslage wird zwar mehrheitlich von den Unternehmen als “positiv” bewertet, die Lage am Arbeitsmarkt spitzt sich aber weiter zu. 58 Prozent der heimischen Betriebe haben akuten Personalmangel. “Der Mangel an Arbeitskräften ist eines der zentralen Themen der Gegenwart. Hier braucht es schleunigst einen Schulterschluss zwischen politischen Entscheidungsträgern und der Wirtschaft”, erklärt Ricardo-José Vybiral, Geschäftsführer des Kreditschutzverbands (KSV1870).

Akuter Personalmangel in Kärnten 

Die Industrie ist laut aktuelle KSV1870-Umfrage massiv betroffen (71 Prozent), auf Branchenebene ist es vor allem die Bauwirtschaft (76 Prozent), die mit fehlendem Personal zu kämpfen hat. “Der Mangel an Mitarbeitern ist ein Thema für die nächsten zehn Jahre, dem wir uns intensiv widmen müssen”, so Vybiral. Auf Bundesländerebene fehlt es derzeit vor allem in Kärnten (73 Prozent) und Oberösterreich (67 Prozent) an Arbeitskräften. Dagegen sieht sich in Vorarlberg nur jedes fünfte Unternehmen vom Personalmangel unmittelbar betroffen.

Belastungen für bestehendes Personal sind gestiegen

Gleichzeitig hat der akute Personalmangel auch Auswirkungen auf die jeweilige innerbetriebliche Situation. So sind zuletzt die Belastungen für bestehendes Personal deutlich gestiegen. “Die Personalsuche ist das eine, gleichzeitig dürfen die Betriebe aber nicht darauf vergessen, auch für das bestehende Team attraktiv zu bleiben”, erklärt Vybiral. Immer mehr Unternehmen müssten aufgrund fehlenden Personals sogar schon neue Aufträge ablehnen. Als weitere Negativfolgen wurden eine geringere Produktauswahl, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und eine verringerte Innovationsstärke genannt.

20 Prozent der Betriebe wollen den Personalstand erhöhen

Zwölf Prozent der Unternehmen mussten laut der Umfrage Arbeitskräfte einsparen. Auch in diesem Jahr dürfte dies bei jedem zehnten Betrieb der Fall sein, gleichzeitig planen jedoch 20 Prozent der Betriebe, ihren Personalstand zu erhöhen. Insbesondere in der Industrie ist der Bedarf hoch. Parallel dazu rückt auch das Thema der Teilzeitarbeit immer mehr in den Vordergrund: Allein in den vergangenen beiden Jahren hat sich laut den Umfrageergebnissen der Anteil an Teilzeitarbeitskräften bei 28 Prozent der Betriebe erhöht. Es scheint so, dass immer mehr Menschen auf Teilzeitbasis arbeiten möchten, um mehr Zeit für Familie und Freizeit zu haben.

“Vollzeitarbeit muss deutlich attraktiver gestaltet werden”

“Aus menschlicher Sicht verständlich, für die Wirtschaft geht hier jedoch einiges an Potenzial verloren. Es ist daher notwendig, die Vollzeitarbeit deutlich attraktiver zu gestalten”, weiß Vybiral, der für den Wirtschaftsstandort Österreich auch darin eine Chance sieht, Menschen auch nach ihrem faktischen Pensionsantrittsalter in Beschäftigung zu halten, wenn das deren freiwilliger Wunsch ist. “Wenn jemand länger arbeiten möchte als er gesetzlich müsste, dann sollte er auch die Möglichkeit dazu haben. Das geht natürlich nicht ohne gewisse Anreize”, so der Wirtschaftsexperte.