Gesundheitsreform in Aktion: Österreichische Gesundheitskasse im Rückblick und Ausblick auf 2024

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) beschloss im letzten Verwaltungsrat des Jahres zahlreiche Verbesserungen für Versicherte und Vertragspartner sowie die weitere
Harmonisierung von Leistungen. Für 2024 hat sich die ÖGK den Ausbau der niedergelassenen Versorgung und die Umsetzung neuer Digitalisierungsprojekte vorgenommen.

Am Bild v.l.n.r.: ÖGK-Hauptversammlungsvorsitzender Moritz Mitterer, ÖGK-Obmann Andreas Huss und ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer

Die Österreichische Gesundheitskasse steht für ein solidarisches Gesundheitssystem – jeder und
jede erhält die Behandlung, die er oder sie benötigt – unabhängig von Alter, Wohnort, Herkunft oder
sozialem Status. Jede Sekunde werden 578 Euro in die Gesundheit der Versicherten investiert. Mit
einem Gesamtbudget von 18,7 Milliarden Euro wird die medizinische Versorgung von 7,5 Millionen
Menschen in Österreich flächendeckend sichergestellt. Als bundesweiter Träger sorgt die ÖGK für
gleiche Leistungen und faire Bedingungen für Versicherte und Vertragspartnerinnen und
Vertragspartner vom Neusiedlersee bis zum Bodensee.
Vom Finanzausgleich zum Ausbau der Versorgung
Im Zuge der umfassenden Gesundheitsreform wurden zahlreiche Maßnahmen angekündigt, die
darauf abzielen, die Versorgungssituation für Patientinnen und Patienten nachhaltig zu verbessern.
Diese geplanten Verbesserungen werden nun in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt. Ein
wesentlicher Baustein dieser Reform betrifft den Stellenplan, der die Verteilung von Kassenärztinnen
und Kassenärzten über das gesamte Bundesgebiet Österreichs regelt. Künftig wird die Entscheidung
über diesen Stellenplan in enger Abstimmung zwischen den Ländern und der Sozialversicherung
getroffen.
Das Ziel dieser Neuregelung ist die Implementierung einer umfassenden Versorgungsplanung, die
nicht nur die Spitalsstandorte, sondern auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte berücksichtigt.
Dies wird im Rahmen der Regionalen Strukturpläne Gesundheit geschehen, wobei wissenschaftliche
Grundlagen wie Bevölkerungswachstum, Bevölkerungsalterung, Zu- und Wegzug sowie
epidemiologische Daten herangezogen werden. Durch diese fundierte Herangehensweise sollen
flexible Lösungen ermöglicht und Probleme bei Nachbesetzungen minimiert werden.
19. Dezember 2023
Presseaussendung
2
Ein wichtiger Aspekt bei der Umsetzung dieser Pläne ist die aktive Rolle der ÖGK, die bereits
Vorreiterin in Bezug auf flexible Arbeitsmodelle und Alternativlösungen ist. Hierzu zählen
beispielsweise Primärversorgungseinheiten (PVE), Jobsharing, das Teilen von Kassenstellen,
Vertretungen, dislozierte Ambulanzen, Pilotprojekte, die Ärztebereitstellungsgesellschaft sowie das
ÖGK-Stipendium.
Initiative Plus 100
ÖGK-Obmann Andreas Huss: „Es ist positiv, dass es zusätzliche Mittel für den Ausbau des
niedergelassenen Bereichs gibt, das hilft uns die Versorgung für die Versicherten auszubauen. Die
zusätzlichen Mittel sind uns aber leider nicht im eigentlich benötigten Umfang zugestanden worden.
Für den österreichweiten Gesamtvertrag mit einheitlichem Leistungskatalog und die Umsetzung einer
modernen pauschaleren Honorierung für die Kassenärztinnen und -ärzte brauchen wir dringend mehr
Geld.“
Die ÖGK hat den gesetzlichen Auftrag, die medizinische Versorgung von 7,5 Millionen Versicherten
zu organisieren. Um diese wichtige Aufgabe erfüllen zu können, ist ein wichtiger Schritt die
Abschaffung der selektiven Vertragskündigung. Vertragspartner*innen können dann künftig nur mehr
alle Verträge mit den Krankenversicherungsträgern zurücklegen und nicht einzelne.
Ein zentrales Ziel der ÖGK ist es den Trend zur Privatmedizin zu bremsen. Bereits jetzt bezahlen die
Menschen 23% der Gesundheitsausgaben oder 11 Mrd. Euro (von gesamt 51 Mrd.) aus der privaten
Tasche. Das entspricht nicht mehr der Idee eines solidarischen Systems. Auch deshalb werden
Wählärzte künftig elektronisch an das öffentliche Gesundheitssystem, etwa der verpflichtenden eCard und ELGA Anbindung, dem e-Rezept, der elektronischen Einreichung der
Wahlarztkostenrückerstattung und der verpflichtenden Diagnosecodierung angebunden. Der geplante
Ausbau der niedergelassenen Versorgung ist zudem eine wichtige Maßnahme gegen den Trend zur
Privatmedizin.
Zusätzlich zu den kürzlich abgeschlossenen Finanzausgleichsverhandlungen wurden zusätzliche
Mittel für die Schaffung von hundert neuen Kassenstellen zugesagt. Die ÖGK ist bereits aktiv auf der
Suche nach qualifizierten Interessentinnen und Interessenten für diese neu entstehenden Positionen,
die vor allem bei Ausbau und der Gründung von PVE und Gruppenpraxen unterstützen sollen. Dabei
orientiert sich die Verteilung der Stellen am bewährten Modell der Stellenplanung und erfolgt
österreichweit in verschiedenen Fachrichtungen, verstärkt in den Bereichen Allgemeinmedizin und
19. Dezember 2023
Presseaussendung
3
Kinderärzte. Die Interessentensuche wird noch dieses Jahr starten. Diese Maßnahmen tragen dazu
bei, die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu stärken und den Herausforderungen der Zukunft
flexibel und effektiv zu begegnen.
Auch Moritz Mitterer, Vorsitzender der Hauptversammlung der ÖGK, begrüßt die neuen
Entwicklungen: „Positiv ist, dass neben den zusätzlichen Mitteln für den Ausbau des
niedergelassenen Bereichs noch 100 zusätzliche Kassenstellen österreichweit geschaffen werden.
Außerdem erfolgen wichtige und notwendige Schritte zur Digitalisierung und besseren Steuerung im
Gesundheitswesen, wie die e-Card-Anbindung und elektronische Abrechnungsmöglichkeit bei
Wahlärzten, die Diagnosecodierung und die erstmalige Pilotierung von Gesundheits-Apps auf Rezept.
Damit machen wir einen weiteren Schritt in Richtung Digital vor Ambulant vor Stationär und damit
Richtung Prävention und niederschwelligen Versorgung der Versicherten.“
Digital vor ambulant vor stationär
Ein wichtiger Fokus liegt auf dem Ausbau der Gesundheitshotline 1450, um eine noch effizientere und
zielgerichtete Beratung für die Bevölkerung sicherzustellen. Außerdem ist die Einführung einer
verpflichtenden Diagnosecodierung im niedergelassenen Bereich geplant, was eine präzisere
Dokumentation und Auswertung medizinischer Leistungen ermöglichen soll.
Ein weiterer Meilenstein in der Planung betrifft die Verpflichtung von Wahlärztinnen und -ärzten zur
Anbindung an das e-card- und ELGA-System ab dem Jahr 2026. Diese Maßnahme zielt darauf ab,
die digitale Vernetzung im Gesundheitswesen weiter zu stärken und den Austausch von relevanten
Gesundheitsinformationen zu optimieren. Ein zentraler Schritt in Richtung Digitalisierung ist die
geplante elektronische Einreichung und Abrechnung der Wahlarzthonorare durch die Wahlärzte.
Dieser Prozess soll die Abwicklung von Leistungen effizienter gestalten und den administrativen
Aufwand für alle Beteiligten reduzieren.
Das umfangreiche Digitalisierungsprogramm der ÖGK markiert einen weiteren bedeutenden Schritt
hin zu einer zeitgemäßen und effizienten Organisation. Durch den Einsatz digitaler Anwendungen
sollen die internen Prozesse optimiert werden. Das Ziel der ÖGK ist es, Digitalisierung auf allen
Ebenen möglich zu machen – für Versicherte, Vertragspartnerinnen und -partner sowie
Dienstgeberinnen und Dienstgeber. Digitalisierung bietet auch im Gesundheitswesen große
Erleichterungen, etwa durch die Elektronische Gesundheitsakte, das e-Rezept oder die Anwendung
von Telemedizin. Die grundlegende Idee besteht darin, die Digitalisierung gezielt dazu zu nutzen, um
Abläufe zu verbessern und die Qualität der Gesundheitsversorgung nachhaltig zu steigern. Ein
19. Dezember 2023
Presseaussendung
4
zentraler Fokus liegt dabei auf der intelligenten Nutzung von Daten zur Förderung der Gesundheit der
Versicherten. „Die ÖGK hat es sich zum Ziel gesetzt, 2030 die modernste Gesundheitskasse Europas
zu werden. Die Versicherten sollen proaktiv auf Präventionsmaßnahmen und Gesundheitsangebote
hingewiesen werden. Dazu sollen auch innovative und niederschwellige digitale Anwendungen
entwickelt werden, die einen echten Mehrwert für die Versicherten schaffen“, erklärt ÖGKGeneraldirektor Bernhard Wurzer.
Ein besonders ambitioniertes Vorhaben im Rahmen des Digitalisierungsprogramms ist der Start eines
umfassenden Projekts zum Thema digitale Gesundheitsanwendungen. Dieses Projekt zielt darauf ab,
digitale Gesundheitsanwendungen zu identifizieren und zu fördern, die nachweislich dazu beitragen,
die Gesundheit der Versicherten zu verbessern. Dadurch soll ein zusätzliches Gesundheitsangebot
für die Versicherten geschaffen werden, dass sie schnell und leichtzugänglich auf ihrem Smartphone
oder Tablet nutzen können. So soll ein aktiver Beitrag zur Prävention und Gesundheit geleistet
werden. Hierzu wird eine sorgfältige Prüfung vorhandener Apps durchgeführt, um ihren Nutzen für die
Patientinnen und Patienten zu bewerten. Der geplante Prozess sieht vor, dass digitale
Gesundheitsanwendungen bei den Sozialversicherungsträgern eingereicht werden können. Dadurch
sollen innovative Technologien und Ansätze aktiv gefördert werden, um einen spürbaren Fortschritt in
der digitalen Gesundheitslandschaft zu erreichen. Das Digitalisierungsprogramm der ÖGK
verdeutlicht somit nicht nur den Willen zur Modernisierung, sondern auch die strategische
Ausrichtung auf innovative Lösungen im Dienste einer qualitativ hochwertigen
Gesundheitsversorgung für alle Versicherten.
Weichenstellung für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung
Im Bereich der Prävention sieht die ÖGK ebenfalls weitreichende Initiativen vor. Ein erweitertes
Impfprogramm soll dazu beitragen, die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern und
Infektionskrankheiten effektiv vorzubeugen.
Zudem ist geplant, die finanzielle Unterstützung für Präventionsprojekte in den einzelnen Ländern zu
erhöhen. Diese Maßnahme soll innovative Ansätze zur Gesundheitsförderung vor Ort fördern und
somit einen nachhaltigen Beitrag zur Prävention leisten.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Regelfinanzierung der Frühen Hilfen, um eine
flächendeckende und bedarfsgerechte Unterstützung für Familien in sensiblen Phasen der
Kindesentwicklung sicherzustellen.
19. Dezember 2023
Presseaussendung
5
Zahlreiche Verbesserungen und weitere Harmonisierungen
Im vergangenen Jahr wurden große Fortschritte in der Harmonisierung und Erweiterung vieler
Gesundheitsleistungen erzielt, die die Versorgungssituation für die Bevölkerung maßgeblich
verbessern. So wurde ein Hebammengesamtvertrag geschlossen. Durch neue Gesamtverträge für
Augenoptik, Hörakustik (Hörgeräte) und Perücken, wurde eine flächendeckende und einheitliche
Versorgung gewährleistet. Im Bereich der Psychotherapie wurde ein umfassender Ausbau umgesetzt.
Tarifharmonisierungen für Physikalische Therapieinstitute, Apotheken und Hausapotheken tragen
dazu bei, die Qualität der medizinischen Leistungen zu standardisieren und flächendeckend zu
verbessern.
Auch die Zukunft der Gesundheitsversorgung wird durch weitere innovative Schritte geprägt sein.
Eine Anpassung der Krankenordnung sorgt dafür, dass Überweisungen und Zuweisungen für drei
Monate gültig bleiben, was die Flexibilität und Patientenorientierung weiter stärkt. Die
Bewilligungsfreiheit von CT- und MRT-Untersuchungen bleibt bis Ende 2026 aufrecht, um einen
uneingeschränkten Zugang zu diagnostischen Verfahren zu gewährleisten. Coronar-CT und ProstataMRT werden ab 1.1.2024 in ganz Österreich als Kassenleistung angeboten. Ein weiterer Schritt ist
die Einführung eines neuen Gesamtvertrags ab dem 1. Januar 2024, der die bundeseinheitliche
Regelung der Krankenbeförderung mittels Taxi vorsieht (ausgenommen Wien und Vorarlberg). Diese
Vereinbarung stellt sicher, dass eine flächendeckende wohnortnahe Krankenbeförderung zu
Behandlungseinrichtungen ohne Zuzahlung gewährleistet ist. Diese Maßnahmen zeigen das große
Engagement der ÖGK, um die Versorgung der Bevölkerung kontinuierlich zu verbessern und
zukunftsfit zu gestalten.