In 14 Tagen zu Ostern legte eine außergewöhnlich fitte Lesachtalerin 160 Kilometer auf dem berühmten französischen Jakobsweg zurück. Stefanie Wohlfahrt erfüllte sich einen langgehegten Wunsch – und bewies eindrucksvoll, dass Alter keine Grenze für große Wege ist.
„Du in deinem Alter?“ – Ja, und wie!
Die rüstige Pilgerin ist Witwe, führte früher ein Gasthaus und hat zwei Kinder und vier Enkel. „Bis 70 war ich nur eingespannt – seitdem lebe ich“, sagt sie. „Manche belächelten mich: ‚Du in deinem Alter!‘ – aber das hat mich nur noch mehr motiviert“, lacht sie. Inspiriert wurde sie von Bernhard Wastian, der ihr bei einer früheren Reise von seinen Pilgererfahrungen erzählte.

Training im Lesachtal
Bereits zu Weihnachten begann sie mit dem Training: Täglich 6–8 Kilometer rund um Liesing und zusätzlich eine Stunde schwimmen. „Ich wollte nicht nur mithalten – ich wollte es erleben.
Der Weg macht den Kopf frei
Der französische Jakobsweg, der „Camino Francés“, gilt als berühmtester Pilgerweg Europas. Jährlich brechen rund eine halbe Million Menschen nach Santiago de Compostela auf. „Die Landschaft, die Blumenvielfalt und die Gebäude haben mich fasziniert – und der Moment, wenn der Kopf plötzlich leer wird, hat mich richtig locker und glücklich gemacht“, erzählt sie.

Zwischen Stille und Gemeinschaft
Was sie besonders schätzte, war die Balance zwischen der stillen Natur und dem herzlichen Miteinander ihrer kleinen Pilgergemeinschaft. „Manche andere Pilgergruppen waren mir zu laut, da bin ich vorausgegangen – ich wollte die Ruhe genießen.“ Gleichzeitig habe der Zusammenhalt unter uns wunderbar funktioniert: „Wir waren wie eine Familie – und Bernhard wie unsere Mutter.“

Pilgern mit Herz
Bernhard Wastian lebt den Jakobsweg und begleitet seit 19 Jahren Menschen auf ihrer spirituellen Reise. „Pilgern ist keine Wanderung, sondern eine innere Erfahrung“, sagt er. Mit rund 25 Kilometern pro Tag führt er seine Gruppen bis zum heiligen Jakobus und ans Kap Finisterre – der „Nullpunkt“ am Atlantik. Stefanie Wohlfahrt lobte Organisation und Hotels: „Alle Strapazen des Tages, waren bis zum nächsten Morgen wieder weg.“
Der nächste Jakobsweg ist schon im Kopf
Der nächste Jakobsweg ist schon geplant – vielleicht der portugiesische. „Man soll aber nicht zu weit vorausdenken, wer weiß, was noch kommt.“