Auf zwei Rädern unterwegs in der Wüste

. -

Ein blitzblauer Himmel am ehemaligen Schluga Campingplatz war der Auslöser, die Suche nach einem weiteren Camper Ort abzubrechen und hier zu verweilen. Das ist nunmehr knapp fünf Jahrzehnte her und das Gailtal bzw. Gitschtal zieht Familie Heise noch immer in ihren Bann.

Seit 47 Jahren lebt Hans Hermann Heise mit seiner Frau auch in Kärnten. Sein Herz schlägt im rüstigen Sportler dual: fürs Radfahren und Bergsteigen

Von Ellen Rettenbacher

Mittlerweile sind die beiden Kinder der Familie – Carsten (50) und Thorsten (49) – erwachsen und machten Inge und Hans Hermann zu stolzen Großeltern dreier Enkerl. Die Leidenschaft zu reisen verband die beiden Unternehmer schon sehr früh. Als gelernter Maurermeister und Restaurator im Maurerhandwerk führte er mit Gattin Inge einen Familienbetrieb, 50 Kilometer südlich von Hannover, in Alfeld an der Leine. „Ich bin quasi im Wald aufgewachsen, komme vom Klettern und Bergsteigen, daher fühlen wir uns hier am Lande so wohl“, so der Rentner.

Freundschaften

Nach Jahren des Campens in Jadersdorf bei Familie Arnold Pichler, dem Wollekardätscher, befreundeten sie sich auch über die Zeit mit Anni und Fritz FRANZ, den beiden mittlerweile verstorbenen Gastronomen. Es entstand ein familiäres Freundschaftsverhältnis und so wollte es der Zufall, dass das kleine, schmucke Häuschen am Grünburger Waldrand, für den Umbau bereits wie maßgeschneidert auf die Wahlkärntner wartete. Ein Jahrzehnt wurde dann im Camper noch gehaust, während das Eigenheim im Gailtal Schritt für Schritt renoviert wurde.

100 km durch das Trockengebiet

Sozusagen als Ausgleich zum Selbstständigen-Alltag und als Wohnort im Ruhestand erbauten sich die leidenschaftlichen Pilzesammler ihr Traumhaus im Grünen. Aber was Hans Hermann mehr unter Fingern brannte als Hammer und Mörtel, war seine Leidenschaft für ferne Reisen per Rad. Anfangs ging es noch mit dem Motorrad in Richtung Saharastaub, später dann per Fahrrad, aber immer ohne E-Bike. Begonnen hat es 1980 mit dem Besteigen des 6-Tausenders Alpamayo in Peru. „Seit den 80er Jahren bin ich mit wenigen Ausnahmen jedes Jahr nach Nordafrika auf zwei Rädern unterwegs gewesen. Per Rad ist es am Intensivsten, man kann die Natur hautnah erleben und wird von der Bevölkerung herzlicher aufgenommen. Wir sind also nach Algerien, Libyen, Marokko und Tunesien von Deutschland aus gestartet. Richtung Genua, dann mit der Fähre nach Tunis, weiter Richtung Süden in die Oase Zagilane. Teilweise mussten meine Begleiter und ich die Räder schieben, am harter Schotterweg entlang der Pipelineroute, ging es wieder besser zu fahren. Die Routen verliefen von Marokko nach Agadir, den Sand der Sahara immer im Nacken. Von der Insel Djerba in Tunesien, übers südöstliche Dahar-Gebirge, auf die Bergoasen Chineni und nach Zagilane. Hier ist der Tourismus noch ehrlich und sanft, wenngleich mit den Jahren auch gefährlicher geworden.”

Um der eisigen Kälte in Südalgerien zu trotzen, hatten die Sportler regionalen Schnaps und Speck vom „Mirtl Bauer”, Bernhard Holzfeind, dabei

Einschnitt und Zwangspause

Mit 64 Jahren aber zeigte ihm sein Körper erstmals durch eine heimtückische Krankheit „STOP!“ Zwei Jahre lang brauchte Hans Hermann, um sich vom Status „unter 0“ wieder hochzuarbeiten und so schaffte er es wieder, mit seinen fast 80 Lenzen, eine 1000-KM-Distanz von Deutschland nach Österreich per Rad zu bewältigen, den Karnischen Höhenweg zu erklimmen und mit seinen Freunden einmal jährlich per Rad nach Grado zu fahren, wo pro Strecke ca. 190 km auf die Sportler zukommen. Also ein gelungenes Comeback ins Leben!